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Landeshauptstadt: Nach 250 Jahren eine neue Erde

Marmorskulptur von Francois Gaspard Adam kehrte als Kopie an die Große Fontäne zurück

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Sanssouci - Sanssouci hat eine neue „Erde“. Fast 250 Jahre, nachdem Francois Gaspard Adam diese Allegorie in Marmor geschlagen hatte, wurde sie durch eine originalgerechte Kopie ersetzt. Sie stammt von dem Potsdamer Bildhauer Wolfgang Wille. Als die Figur gestern an der Großen Fontäne eingeweiht wurde, würdigten seitens der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Generaldirektor Prof. Hartmut Dorgerloh und die Kustodin für Skulpturen, Saskia Hüneke, dass Wille über eine genaue Kopie hinaus die Formensprache Adams mit den vollendeten Körperformen der Figuren und der Ausdruckskraft der szenischen Darstellung wiederhergestellt hat.

Die Erde wird durch eine Szene allegorisiert, in der die griechische Göttin des Ackerbaus, Demeter (röm. Ceres), Triptolemos im Pflügen unterweist. Daneben ist ein Putto mit Früchten des Herbstes platziert. Anschließend schickte die Göttin den griechischen Königssohn übrigens der Sage nach mit einem Drachen bespannten Wagen voller Ähren los, um die Menschen weltweit den Getreideanbau zu lehren. Die „Erde“ ist Teil des aus Allegorien der vier Elemente und acht Statuen antiker Götter bestehenden Figurenrondells, mit dem Friedrich II. das Rund um die Große Fontäne schmücken ließ. Die ersten Skulpturen kamen 1750 als Geschenk Ludwigs XV. aus Paris nach Potsdam, die folgenden wurden im französischen Bildhaueratelier angefertigt, das der preußische König 1746 in Berlin einrichten ließ. Alle gelten europaweit als Spitzenleistungen.

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts musste mit dem „Merkur“ von Jean Baptiste Pigalle die erste Figur durch einen Nachbildung ersetzt werden, 1904 folgte dessen „Venus“. Auch die übrigen Skulpturen wurden durch Witterungseinflüsse zunehmend geschädigt, so dass die Stiftung in den 90er Jahren ihre komplette Auswechslung gegen Kopien einleitete. Dazu haben der Leiter der Skulpturenwerkstatt der Stiftung, Rudolf Böhm, der selbst an einer erneuten Kopie der „Venus“ arbeitet, und seine Nachfolgerin Kathrin Lange eine Gruppe befähigter jüngerer Bildhauer um sich geschart. Ihr gehören auch die Künstler an, die die am Sockel der „Erde“ angebrachten Reliefs erneuert haben.

Für die Erneuerung der Allegorie mussten 280 000 Euro aufgewendet werden. Allein der eigens aus Carrara geholte Marmorblock kostete 15 000 Euro. Dorgerloh kündigte an, dass bis zum Jahr 2010 auch die beiden letzten Allegorien „Feuer“ und „Wasser“ als Kopien wieder an die Große Fontäne zurückkehren sollen. Die Originale sind indes in der Stiftung deponiert worden. Der Generaldirektor drückte seine Hoffnung aus, dass sie in absehbarer Zeit in einem Lapidarum, einem Skulpturenmuseum, gezeigt werden können, dessen Einrichtung von der Stiftung angestrebt wird. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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