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Homepage: Nach Buckow, den See anbrüllen Potsdamer Studenten im Brecht-Waigel-Haus

Dieser Tage ertönen aus dem Innern des Sommerhauses am Schermützelsee manchmal Schreie, beispielsweise von Madlen Vetter und Oliver Lenz. Begegnen die zwei Potsdamer im Innern dem Geist von Bertolt Brecht?

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Dieser Tage ertönen aus dem Innern des Sommerhauses am Schermützelsee manchmal Schreie, beispielsweise von Madlen Vetter und Oliver Lenz. Begegnen die zwei Potsdamer im Innern dem Geist von Bertolt Brecht? Mitunter. Vom 23. bis zum 31. Juli gastiert im Sommerhaus des „Stückeschreibers“ und seiner Frau Helene Weigel die Chansonwerkstatt der Universität Potsdam. Eine Woche lang üben hier 14 interessierte Laien das Singen von Chansons. Sie begegnen dabei dem Geist von Bertolt Brecht, sie sitzen auf seinen Stühlen und proben seine Lieder. Zum ersten Mal gab es die Chansonwerkstatt im Jahre 2002 an der Uni. Damals lud die Dozentin der musikalischen Fakultät, Johanna Arndt, Studenten und interessierte Laien ein; in einer Woche sollte jeder der damals 10 Teilnehmer drei bis vier Chansontitel singen lernen, Notenkenntnisse waren nicht nötig. Am Ende stand ein Abschlusskonzert, so ist es bis heute geblieben. Geändert hat sich nur der Ort, denn ein Jahr später zog die „Chansonwerkstatt“ nach Buckow, ins Brecht-Weigel-Haus und lädt nun seit 2003 jeden Sommer eine Woche Interessierte ein, das Singen zu lernen. Der Tag ist immer gleich: Morgens um neun geht es mit Übungen los, einatmen, ausatmen, Stimmtraining. Das bedeutet, dass die 14 Teilnehmer auch mal laut schreien oder den See anbrüllen. „Das kräftigt die Stimme“ erklärt Jan Lehmann. Der 28-Jährige besuchte die erste Chansonwerkstatt, seit 2003 ist er als lehrender Pianist dabei. Nach dem Gruppenproben gibt es nachmittags Einzelstunden. Zum Beispiel für Oliver Lenz. „Ruhig die Faust benutzen“, rät Johanna Arndt dem Potsdamer, als er das Brecht-Lied von der „Solidarität“ probiert. Madlen Vetter stimmt mit ein und beide schmettern: „Vorwärts und nicht vergessen.“ Im Gegensatz zu Oliver Lenz kann die Biologie-Studentin nicht viel mit politischen Liedern anfangen. Warum ist Madlen Vetter dann aber dabei? „Weil man in Biologie nicht so viel singt“, sagt sie. Wie im Labor seziert sie aber ihre Lieder „hinter jeder Zeile schreibe ich auf, was sie will, was sie ausdrückt.“ Johanna Arndt hilft ihr dann, diesen Ausdruck in Körper, Gesicht und Stimme zu bringen. Madlen Vetter resümiert: „Ich lerne hier, meine Gestik, meine Sprechweise bewusster einzusetzen.“ Beim Abschlusskonzert am 31. Juli (16.30 Uhr, Bertolt-Brecht-Straße 30, Buckow,Tel. 033433 467) kann jeder das Resultat sehen und hören. Den Geist von Bertolt Brecht wird der Besucher nicht nur in der „Solidarität“ begegnen, er kann ihn auch unterstützen, er wird ihn auch spüren, denn die Einnahmen gehen zugunsten von Unicef. Mathias Hamann

Mathias Hamann

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