Landeshauptstadt: Nach dem Infarkt allein gelassen Kaum Kapazitäten für Nachsorge bei Patienten
Innenstadt – Die Nachsorge für Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten haben, ist in Potsdam problematisch. „Unsere Kapazitäten sind erschöpft“, warnte jetzt der Kardiologe Jan Knierim.
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Innenstadt – Die Nachsorge für Patienten, die einen Herzinfarkt erlitten haben, ist in Potsdam problematisch. „Unsere Kapazitäten sind erschöpft“, warnte jetzt der Kardiologe Jan Knierim. In seinem Vortrag „Was kommt nach dem Herzinfarkt?“ auf dem Herztag im Klinikum „Ernst von Bergmann“ hatte er dargestellt, dass nach der akuten Behandlung eine fachlich und apparativ versierte Nachsorge gefragt sei. Die Patienten wollten nach einem Eingriff am Herzen auf viele Fragen eine Antwort. Untersuchungen mittels Herzultraschall sowie die Nachsorge von Herzschrittmachern oder Defribillatoren seien notwendig.
Die Kardiologie am Ernst-von-Bergmann-Krankenhaus sei jedoch überlastet. Der Ansturm hilfesuchender Menschen zur Nachsorge sei groß, die Wartezeiten lang, sagte der Facharzt auf Nachfrage. „Ich weiß keine Lösung, wir können die fehlenden Fachärzte nicht einkaufen“. Eine gewisse Entspannung verspricht sich Knierim von der in Aussicht stehenden Einstellung einer Assistenzärztin. Gegenwärtig praktizieren in der Poliklinik zwei Fachärzte.
Die ambulante Konkurrenz der Poliklinik, die kardiologische Gemeinschaftspraxis am St. Josef Krankenhaus in der Zimmerstraße, beschäftigt sieben Ärzte. Nach eigenen Angaben untersuchen diese pro Jahr 4000 Patienten „nichtinvasiv“, das heißt ohne Einsatz von Geräten. Dazu kommen 1500 Herzkatheteruntersuchungen, einschließlich 800 Ballonerweiterungen verengter Herzkranzgefäße.
Abseits der Nachsorge behandelt das Klinikum „Ernst von Bergmann“ laut Oberärztin Michaela Hoffmann hingegen täglich drei bis vier Notfälle im Herzkatheterlabor. Hier stehen Ärzte und Schwestern auch außerhalb der Dienstzeit rund um die Uhr auf Abruf zur Verfügung. Der junge Facharzt Jan-Philip Steen gab in seinem Einleitungsreferat am Herztag am vergangenen Wochenende einen Überblick über das Leistungsspektrum des Klinikums bei der Notfallversorgung und Diagnose. „Wir haben alle gängigen und modernen Methoden im Haus“, sagte Steen.
Das Interesse an der Veranstaltung war groß, der Konferenzraum voll besetzt. Mit kurzen Vorträgen und jeweils anschließendem Frage- und Antwortspiel boten die Veranstalter, neben dem Klinikum die Deutsche Herzstiftung und die Barmer, ein aufschlussreiches Programm. An den Fragen war zu erkennen, dass viele der meist älteren Menschen im Publikum Erfahrungen mit einem Herzinfarkt hinter sich hatten. Manchmal gab es bei den Auskünften der Mediziner Erschrecken, wie bei den Zahlen von Steffen Rohde vom Zentrum für Anästhesie und Intensivtherapie: 400 000 Herzinfarkte pro Jahr in Deutschland, Todesrate 40 bis 50 Prozent, 65 von hundert Betroffenen sterben in der ersten Stunde. G.S.
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