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Sport: Nach der Bob-WM ist vor der Wok-WM

Potsdams Bob-Anschieber sind aus Lake Placid zurück, können nun aber keinen langen Urlaub genießen

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Über 24 Stunden hatte er kaum geschlafen – Kevin Kuske war am Dienstagvormittag dennoch nicht von Müdigkeit gezeichnet, als Christian Poser und er aus den USA daheim in Potsdam eintrafen. In Lake Placid hatte Kuske bei den diesjährigen Bob-Weltmeisterschaften als Anschieber des Oberhofers Maximilian Arndt Bronze im kleinen und Silber im großen Schlitten gewonnen, während Poser im Viererbob des SC Potsdam als Bremser des Piloten Manuel Machata auf Platz drei gerast war. Zum kleinen Empfang gestern im Kongresshotel am Templiner See, zu dem kein Vertreter der Stadt erschien, kam auch Petra Lammert, die in ihrer ersten Bob-Saison im Zweier der Winterbergerin Sandra Kiriasis WM-Silber erobert hatte. Sie war bereits wieder ausgeruht, da sie sich schon eine Woche von Mutter Silvia und Bruder Heiko im heimatlichen Freudenstadt im Schwarzwald verwöhnen lassen hatte.

„Nach unserer Abschlussparty im Pub ,Zig Zags‘ in der Nacht zum Montag sind wir früh um acht im Auto in zwei Stunden rüber nach Montreal gefahren, um 17 Uhr von dort losgeflogen und heute um 7.15 Uhr in Frankfurt gelandet“, erzählte Kevin Kuske, der von seiner Mutter Roswitha erst einmal einen dicken Kuss aufgedrückt bekam. Er war während der Saison von seinem verletzten Stammpiloten Thomas Florschütz zu Arndt gewechselt und nach vier Olympiasiegen und sieben WM-Titeln mit seiner diesjährigen Ausbeute in Lake Placid „sehr zufrieden“, wie er sagte. „Das waren zwei Top-Ergebnisse mit Max“, so Kuske. „Vielleicht hätte ich mit Florschütz dank unserer bis zu seiner Verletzung erzielten Startzeiten im Zweier eine Sieg-Chance gehabt, aber der Heimvorteil macht im Bob viel aus – und Weltmeister Steve Holcomb hatte auf seiner Hausbahn im WM-Vorfeld täglich drei bis sechs Trainingsfahrten absolviert.“

Genug von der Eisrinne hat Kuske nach der Saison aber immer noch nicht: Am 10. März will der Potsdamer in Königssee im Wok die Bahn hinabdonnern – bei den Wok-Weltmeisterschaften, die dann von Pro7-Moderator Stefan Raab zum 10. Mal und erstmals international veranstaltet werden. „Ich werde dort voraussichtlich mit Max Arndt, Sandra Kiriasis und Ex-Skispringer Sven Hannawald antreten“, erzählte der 33-jährige Sportsoldat, der anschließend einen Last-Minute-Urlaubstrip „irgendwohin in die Sonne“ buchen will, ehe ihn ein Unteroffiziers-Lehrgang im April und Mai nach Hannover ruft.

Dort wird auch Petra Lammert zwei Monate Dienst schieben, ehe sie wieder richtig ins Training für die kommende Saison einsteigt, die mit den WM im Januar 2013 in St. Moritz ihren Höhepunkt haben wird. „Mein erstes Jahr ist optimal gelaufen“, meinte sie am Dienstag. „Jörg Weber hat mich hier in Potsdam im Training sehr gut aufgebaut, und nachdem ich bei der WM im ersten Lauf unseren Bob noch ein bisschen aus der Spur gehoben hatte, klappte es anschließend immer besser.“ Dabei geholfen habe auch der Überraschungsbesuch ihres Potsdamer Heimtrainers, der ihr am Abend nach den ersten beiden Durchgängen einige Hinweise gegeben habe. „Die waren eigentlich erst für das kommende Training gedacht, aber Petra hat sie schon in den letzten beiden Läufen beherzigt“, freute sich Jörg Weber, und die 26-Jährige meinte: „Wenn man plötzlich ein vertrautes Gesicht auftauchen sieht, motiviert das nochmal zusätzlich.“ Nun blickt die erste erfolgreiche Anschieberin des SC Potsdam schon Richtung Olympia 2014 in Sotschi. Für ihre erste Medaille im Bobsport hat die einst international erfolgreiche Kugelstoßerin daheim extra Platz geschaffen. „Alle Medaillen und Pokale im Kugelstoßen sind jetzt in einer meiner beiden Vitrinen, die andere ist nun für die Bob-Erfolge da“, so Petra Lammert, die sich in den vergangenen Tagen schon wieder sportlich betätigte. „Ich kann nicht lange ohne Sport sein“, meinte sie.

Christian Poser will jetzt erst einmal eine Woche die Beine richtig hochlegen. „Ich mach erstmal gar nichts, ehe es langsam wieder losgeht“, sagte der gestern Vormittag sichtlich müde 25-Jährige, der im vergangenen Jahr im Machata-Vierer Überraschungs-Weltmeister geworden war. „Nach dieser durchwachsenen Saison waren wir jetzt in Lake Placid mit Bronze alle sehr zufrieden“, erklärte der gebürtige Cottbuser, der Ende März einen vierwöchigen Übungsleiter-Lehrgang der Bundeswehr beginnen wird, ehe es in die Vorbereitung auf die vorolympische Saison geht. „Dann greifen wir erneut an, auch mit neuem Material“, so Poser. Manuel Machata soll dann neue Zweier- und Viererbobs bekommen. „Unser jetziger Vierer ist schon vier Jahre alt und runtergewirtschaftet. Es wird Zeit für einen neuen“, erzählte Christian Poser, der mit dem Machata-Team am 26. März ins nordschwedische Arjeplog am Polarkreis fliegt, um dort am Erprobungsstützpunkt des Sponsors BMW Autofahrten auf den zugefrorenen Seen der Umgebung zu genießen.

Heimcoach Jörg Weber will sich dann im Skiurlaub in den österreichischen Alpen erholen, ehe im April der neue Trainingszyklus beginnt. Derzeit sitzt der 47-jährige einstige Leichtathletik-Mehrkämpfer über der Saisonauswertung für den Olympiastützpunkt Potsdam und den Bobsportverband. Am Dienstag strahlte er bereits. „Vier Starts und vier Medaillen – besser geht es nicht“, sagte er. „Das wird für unsere Aktiven zusätzliche Motivation für das nächste Jahr sein.“

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