
© Olaf Möldner
Von Thomas Gantz: Nach wie vor kein leises Servus
Potsdams USV-Volleyballer Andreas Jurisch bewegt sich stilsicher zwischen Beruf und Mannschaftssport
Stand:
Dann und wann kokettiert Andreas Jurisch ganz gern mal mit seinem Alter. Das verwundert nicht, schließlich ist der gebürtige Potsdamer 38 und spielt nach wie vor auf bemerkenswertem Niveau Volleyball. Als der USV Potsdam vor zwei Wochen das Regionalliga-Ortsderby gegen die WSG Potsdam-Waldstadt mit 3:2 für sich entschied, erschien der Außenangreifer des Tagessiegers nach zwei spannenden Stunden wie eine sportliche Lichtgestalt, die an diesem Abend keinerlei Schatten warf. „Er hat nur noch ein weiteres Mal bestätigt, welch wertvoller Spieler er nach wie vor für uns ist“, sagt Erik Heidemann. Heidemann (37) ist Mannschaftskapitän des früheren Zweit-Bundesligisten (1998-2001). Keiner kennt den Sportler Jurisch besser als er.
Im Blick zurück ist Jurisch mit sich im Reinen. Die Teilnahme an den Junioren-Weltmeisterschaften 1991 in Kairo war für den beim damaligen TSC Berlin ausgebildeten Volleyballer ein Nachweis früher Reife. Als es jedoch darum ging, zwischen einem Studium oder einem Dasein als Hochleistungssportler zu wählen, entschied er sich 1992 kurzerhand für eine Rückkehr in seine Heimatstadt Potsdam, wo er an der hiesigen Universität Rechtswissenschaften zu studieren begann. Mitte der Neunziger, der USV spielte damals unterklassig, kehrte er ans Netz zurück. Jurisch amüsiert der Blick zurück. Und er vermittelt im ausführlichen Gespräch das deutliche Gefühl, mit seinem persönlichen Werdegang im Reinen zu sein.
Beruflich ist „Juri“, wie er von seinen Mitspielern genannt wird, im elften Jahr als Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht tätig. Dass er sich auf seinem Spezialgebiet in Potsdam längst einen Namen gemacht hat, will er eigentlich nicht extra hervorgehoben wissen. „Ich hatte nach meinem Studium das Glück, gleich in eine gut geführte Kanzlei einsteigen zu können. Dieser Beruf liegt mir einfach“, erzählt er und findet dann wieder den Übergang zum Mannschaftssport Volleyball, von dem er sagt, dass er das emotionale Kontrastprogramm zum betont sachlich verlaufenden beruflichen Alltag darstellt. „Wir sind Freunde, die gemeinsam ihrem Hobby nachgehen und auch sonst füreinander da sind“, sagt der Zweimetermann.
Im Vorfeld des heutigen Ortsderbys beim VFH Potsdam (18 Uhr, Uni-Sporthalle Golm) traf sich die Truppe gestern Abend zu einer privaten Geburtstagsfeier. Wenn der jüngst Vater einer Tochter gewordene Zuspieler Piet Karohs demnächst innerhalb Babelsbergs umzieht, packen alle gemeinsam mit an. Jurisch ist dabei und sagt selbst ein wenig pathetisch: „Mit einigen der Jungs habe ich schon 15 Jahre zu tun. Das ist ein großer Teil meines Lebens. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass dies jemals anders sein könnte. So etwas möchte ich keinesfalls missen.“
Weil bei den Potsdamer Spezialisten für sportliche Leistungskonservierung der Ehrgeiz nach wie vor ungebrochen ist, macht auch Jurisch weiter. Gegen kleine Wehwehchen geht er seit einiger Zeit mit einem wöchentlichen Aufenthalt im Sportstudio vor. Die Sportart Volleyball, so sagt er, verlange eben gerade im vorangeschrittenen Alter nach einen Grundstock an Fitness. Andreas Scheuerpflug, Lars Hurtig, Christian Grapentin - eigentlich machen sie beim USV Potsdam alle nebenbei irgendetwas für die Athletik. Und sie machen alle weiter, wie mittlerweile feststeht. „Für mich persönlich ist wirklich kein Ende absehbar“, sagt Jurisch. Er sagt erst dann Servus, wenn die Knochen wirklich nicht mehr mitmachen.
Thomas Gantz
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: