Landeshauptstadt: Nächtliche Jäger mit „Hu-u-u-u“ Eulen im Stadtgebiet von Potsdam
Von Wolfgang Mädlow Man sieht sie nicht und hört sie nur selten, aber trotzdem sind sie da: Eulen sind die großen Heimlichtuer unter den einheimischen Vögeln. In diesen Wochen haben sie Junge und können am ehesten entdeckt werden.
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Von Wolfgang Mädlow Man sieht sie nicht und hört sie nur selten, aber trotzdem sind sie da: Eulen sind die großen Heimlichtuer unter den einheimischen Vögeln. In diesen Wochen haben sie Junge und können am ehesten entdeckt werden. Mit drei Arten ist im Potsdamer Raum regelmäßig zu rechnen: Der Waldkauz besiedelt Altbaumbestände in den Wäldern, aber auch in größeren Parks wie Sanssouci. Dort brütet er in alten Spechthöhlen. In Winternächten und im zeitigen Frühjahr rufen die Männchen ein charakteristisches „Hu-u-u-u“, das weithin hörbar ist. Die jungen Waldkäuze verlassen ihre Bruthöhlen schon, wenn sie noch nicht richtig fliegen können. Sie verteilen sich dann auf die Bäume in der Umgebung des Brutplatzes und werden in diesem Alter als „Ästlinge“ bezeichnet. Der Vorteil dieses Verhaltens ist, dass ein Marder nicht mehr mit einem Schlag eine ganze Brut in der Höhle erbeuten kann. Die Jungeulen machen nachts durch andauerndes Fiepen auf sich aufmerksam und können so relativ leicht entdeckt werden. Die Waldohreule brütet ebenfalls in Wäldern, aber auch in baumbestandenen Gartenstädten wie in der Waldstadt. Im Gegensatz zur Waldohreule brütet sie nicht in Baumhöhlen, sondern in verlassenen Krähennestern. Sie ist durch ihre namensgebenden Federohren gekennzeichnet und stand Pate für das Naturschutz-Symbol in Ostdeutschland. Die Balzrufe sind viel leiser und unauffälliger als beim Waldkauz, weshalb diese Eule häufig übersehen wird. Im Gegensatz zu Waldkauz und Waldohreule ist die Schleiereule ein Vogel der offenen Landschaft und sucht die Nahrung vor allem auf Wiesen und Feldern. Tagsüber sucht sie Unterschlupf in Gebäuden wie in Kirchtürmen oder auch in Scheunen. In vielen Gegenden werden den Schleiereulen spezielle Nistkästen angeboten. Das Brutverhalten hängt stark von der Nahrungsverfügbarkeit ab: In guten Mäusejahren brüten Schleiereulen mehrfach und haben viele Junge, während sie in mäusearmen Jahren kaum Jungvögel aufziehen. Schleiereulen äußern in der Umgebung des Brutplatzes ein schrilles, kreischendes Geräusch, das ganz anders klingt als übliche Eulenrufe. Früher war bei uns noch der Steinkauz vertreten, aber er ist als Opfer der intensiven Landbewirtschaftung fast überall ausgestorben und kommt heute in Brandenburg nur noch an zwei Stellen im Westen des Landes regelmäßig vor. Weitere seltene Eulenarten sind Uhu, Sumpfohreule, Raufußkauz und Sperlingskauz. Die beiden Letztgenannten waren ursprünglich in den Mittelgebirgen heimisch und sind erst unlängst ins Flachland eingewandert. Es war eine kleine Sensation für die Ornithologen, als vor einigen Jahren ein Sperlingskauz bei Beelitz gefunden wurde.
Wolfgang Mädlow
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