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Aus dem GERICHTSSAAL: Nächtlicher Überfall mit Schlagring

Das Opfer hatte mit den Schulden seiner Schwester überhaupt nichts zu tun

Stand:

Robert R.* (38) hatte zwar die Idee, doch bei der Tatausführung hielt er sich merklich zurück. Getreu der alten Weisheit „Mitgefangen - mitgehangen“ kassierte der Fahrlehrer gestern vom Schöffengericht wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung, Körperverletzung und Nötigung eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten. Sie wurde zu zweijähriger Bewährung ausgesetzt. Und er muss seinem Opfer 150 Euro Schmerzensgeld zahlen. Die gleiche Summe geht an den Kinderhilfsverein Arche.

Vor Jahren hob Sandy S.* mit der EC-Karte des Angeklagten 500 Euro von dessen Konto ab – Geld, auf das Robert R. bis zum 16. März 2008 vergeblich wartete. An jenem Sonntag riss ihm dann der Geduldsfaden. Schließlich war er selbst knapp bei Kasse, hatte ausstehende Rechnungen zu bezahlen. Der Teltower rief zwei Kumpels an, fuhr mit ihnen zur vermeintlichen Wohnung der säumigen Zahlerin Am Schlaatz. Doch er irrte sich in der Hausnummer, klingelte zu später Stunde statt dessen an der Tür ihres Bruders Sandro S. Dann lief die Situation aus dem Ruder. „Das war so nicht gewollt“, versicherte der Angeklagte reumütig.

„Ich sah mich plötzlich drei Herren gegenüber. Einer hatte gleich seine Hand an meinem Hals und drückte mich in den Flur. Der hatte auch einen Schlagstock. Die anderen beiden kamen nach“, schilderte Sandro S.* (30) erregt den nächtlichen Überfall. „Sie fragten nach meiner Schwester. Die war damals hochschwanger. Ich wollte sie schützen und sagte, sie ist irgendwo in Berlin“, so der Postzusteller. Daraufhin habe Robert R. – den er vorher nie sah – erklärt, er hätte zwei Wochen Zeit, die 500 Euro zu beschaffen, sonst könne er seine Einrichtung vergessen. „Einer der Männer wollte mir die Finger brechen. Aber der Angeklagte hat gesagt, lass ihn in Ruhe, er hat verstanden. Dass meine Schwester tatsächlich Schulden bei Robert R. hatte, habe ich erst später erfahren.“ „Mein Bruder rief mich nach dem Überfall an. Ich habe daraufhin gleich versucht, Kontakt mit der Freundin von Robert R. herzustellen“, berichtete Sandy S.* (29) vor Gericht. „Inzwischen hat er sein Geld wieder. Ich habe mich bei ihm entschuldigt, und er hat die Entschuldigung auch angenommen.“

„Sie haben sich zwei Kumpels geschnappt, sind überfallartig in die Wohnung des Geschädigten eingedrungen, der mit den Schulden gar nichts zu tun hatte und haben dort richtig Bambule gemacht“, empörte sich die Staatsanwältin. „In der Anklage ist auch von Russen die Rede, die sie ihm vorbeischicken, falls er Ihrer Forderung nicht nachkommt.“ Das Schöffengericht unter Vorsitz von Constanze Rammoser-Bode hielt dem Angeklagten seine bisherige „weiße Weste“ zugute. Außerdem war es überzeugt, dass die Tat einem spontanen Einfall geschuldet war. (*Namen geändert.) Hoga

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