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Sport: Nachwuchs-Nationalteams sind nun Chefsache

Bei Turbine Potsdam schiebt Cheftrainer Bernd Schröder Extraschichten mit U 15- und U 17-Fußballerinnen

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„Den Ball schneller spielen! Hopp und hopp und hopp“, schallt es über den Trainingsplatz im Potsdamer Luftschiffhafen. „Nicht so halbherzig spielen wie im Kindergarten! Ja, das sieht schon gut aus. Und weiter, wir machen keine Pause.“ Bernd Schröder, Cheftrainer des Fußball-Bundesligisten Turbine Potsdam, schiebt mit einem Dutzend Nachwuchskickerinnen seines Vereins Extraschichten. Mit Erfolg, wie er sagt. „Wir haben nach mehreren Jahren jetzt wieder fünf Spielerinnen in der U 15-Nationalmannschaft und fünf bis sechs auf dem Sprung in die U 17.“

Schröder hat die Nachwuchsförderung beim FFC zur Chefsache gemacht. Turbine „Internationale“ Potsdam wird der Deutsche Frauenfußball-Meister mittlerweile auch genannt, weil er in dieser Saison so viele ausländische Kickerinnen wie noch nie in seinem Erstliga-Kader hat und in seinen bisherigen Spielen stets sechs oder sieben von ihnen in seiner Startelf aufbot. Schröder weiß um die Diskussionen darüber im und rund um den Verein, der für seine Nachwuchsarbeit einst gerühmt wurde und derzeit mit Tabea Kemme und Stefanie Draws nur noch zwei Absolventen der Potsdamer Sportschule auf den Rasen schickt. „Wir hatten über Jahre einen guten Nachwuchs“, sagt er. „Im Moment schwächeln wir da ein bisschen, aber es besteht Grund zur Hoffnung. Wir müssen jetzt zwei, drei Jahre mit guten Ausländerinnen überbrücken, weil wir ja national und international oben dabeibleiben wollen. Aber dann sind wir wieder mit einem hohen Prozentsatz an eigenem Nachwuchs dabei.“

Schröder sieht vor allem zwei Gründe für das momentane Nachwuchsproblem. „Erstens sind wir ziemlich weit weg vom Normalniveau, weil wir seit einigen Jahren die europäische Spitze mitbestimmen“, erläutert er. „Und zweitens haben wir zwar gute Talente eingeschult. Aber hier und da wurde nicht intensiv genug gearbeitet, um ausreichend gute Spielerinnen nach oben zu bekommen. Jetzt sind wir dabei, das zu ändern.“

Zweimal in der Woche trainiert der Chefcoach seit Beginn des neuen Schuljahres extra jeweils eine gute Stunde mit zwölf Spielerinnen der U 15 und U 17. Torhüterin Vanessa Fischer, Mittelfeldspielerin Jenny Hipp sowie die drei Stürmerinnen Elisa Emini, Isabella Möller und Aline Reinkober wurden jetzt ins U 15-Nationalteam für zwei Länderspiele am 30. Oktober und 1. November in Glasgow jeweils gegen Schottland berufen, was Schröder vor allem auf sein Extra-Training zurückführt. „Das bringt uns schon deutlich weiter“, sagt beispielsweise Elisa Emini. Mit Abwehrspielerin Felicitas Rauch, Mittelfeldspielerin Anna-Sophie Fliege und Stürmerin Lara Junge wurden außerdem Turbine-Talente zum Vorbereitungslehrgang der U 17 für die erste EM-Qualifikationsrunde vom 25. Oktober bis 4. November in Griechenland eingeladen; Spielerinnen wie Dorothea Greulich, Annika Hofmann und Viktoria Schwalm klopfen ebenfalls schon an. „Von denen versprechen wir uns in einigen Jahren einiges“, so Schröder, der die Neunt- bis Elftklässlerinnen der Sportschule bei den Übungseinheiten nicht schont. „Ihr müsst“, fordert er, „willensmäßig mehr drauf haben als die anderen bei den DFB-Lehrgängen. In denen müsst ihr vorn sein.“

Mit Luisa Ringsing hat Schröder übrigens auch eine dänische U 17-Nationalspielerin in den Extraschichten dabei. Die 16-Jährige aus Karise kam nach den Sommerferien von Brondby IF zunächst für ein Jahr an die Potsdamer Sportschule und erklärt ebenfalls: „Ich will mal in der Bundesliga spielen.“ Michael Meyer

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