Landeshauptstadt: Nachwuchs-Seebären im Training
Selbstständigkeit und Zusammenarbeit sind beim Segeln im Potsdamer Seglerverein e.V. gefragt
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Potsdam bewegt sich! Bei der großen Sommeraktion der Potsdamer Neuesten Nachrichten unter Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Jann Jakobs können Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 14 Jahren 15 verschiedene Sportarten in kostenlosen Schnupperkursen kennenlernen. Mit den mehr als 100 Veranstaltungen soll eine gesunde Lebensweise unterstützt und der sportliche Ehrgeiz der Kinder gefördert werden. Die PNN berichten in loser Folge über alle 15 vorgestellten Sportarten.
Heute: Segeln
Die fünf Boote liegen umgekehrt in einer Reihe, fast als würden sie schlafen. Von Segel und Ruder keine Spur. Doch plötzlich stürmt eine kleine Schar munterer Kinder in die Bootshalle und holt Mäste und Holzruder aus ihren Verstecken hervor. Manchen bereiten die großen Segel jedoch Schwierigkeiten beim Tragen. Deshalb gibt Segeltrainer Ulf Hollenbach vom Potsdamer Seglerverein e.V. den Neun- bis Zwölfjährigen genaue Anweisungen, wie sie anzupacken haben: eine Hand unten am Querstab, dem „Baum“, und eine Hand oben am Mast. So geht es auch schon besser, merkt der neunjährige Hannes, und bringt sein Segel nun problemlos ins Freie.
„Wir nehmen uns jetzt mal die Boote vor“, sagt Ulf Hollenbach und winkt die Kinder zu den Optimisten-Jollen, auch „Optis“ genannt. Sie sollen lernen, wie die Boote untersucht und vorbereitet werden. Der Trainer spricht klar und wiederholt die komplizierten Anweisungen bis sie seinen Zuhörern einleuchten. Es ist ihm wichtig, dass die jungen Besucher beim Schnuppertraining schon mitbekommen, dass zum Segeln mehr gehört als das Steuern. „Ich will schauen, dass jeder erstmal den Anfang findet“, erklärt er.
Die Einzelelemente der Ausrüstung werden nun erläutert: die drei Leinen, die gemeinsam die „Schot“ ausmachen, und mit denen man das Segel bedient; der „Pütz“, ein Eimer zum Ausschöpfen, falls Wasser ins Boot schwappt oder man gar umkippt; das Einhandpaddel, falls man dem Wind etwas nachhelfen muss; die aufgeblasenen Auftriebsbehälter, die das Boot im gefluteten Zustand über Wasser halten; und die Schleppleine, mit der das Boot am Steg oder Kai befestigt wird. Möglichst sollte alles mit Seemannsknoten an den Bootsrumpf angebunden werden, damit nichts auf offenem Wasser verweht oder versinkt.
Nachdem Hollenbach das Befestigen des Masts und das Anbringen des Ruders einmal vorzeigt, lässt er die Kinder bei den übrigen Booten selber weitermachen. Doch wieder sind die Segel etwas zu unhandlich, und Hollenbach ruft aufmunternd: „Ihr seht ja, dass man alleine nicht so gut zurechtkommt. Also ist es wichtig, dass man sich gegenseitig hilft!“ Schon eilt der elfjährige Claudius seinem Freund Kai zur Hilfe, und sie heben gemeinsam einen Mast in den sogenannten „Mastschuh“.
Bevor die fertig aufgetakelten Boote zu Wasser gelassen werden, wird noch die Steuerung geübt. Die zehnjährige Luise tritt als Erste an. Tapfer klettert sie in den Opti, den der Trainer auf einem Holzgestell vom Boden abgehoben hat, damit das Ruder frei beweglich ist. Luise setzt sich auf die Bootskante, nimmt die lange „Pinne“ in die eine Hand und bedient damit das Ruder. Mit der anderen Hand hält sie die Schot fest. Sie übt die Wende, bei der sie auf die andere Seite des Bootes krabbeln muss, damit sie das Segel nicht erwischt. Sie soll dabei immer nach vorne „ins Segel“ schauen.
Auf der Kante wird ihr ein bisschen mulmig zumute, also setzt sie sich lieber in den Rumpf. „Aber man kann auch mit dem Boot umkippen“, sagt Hollenbach fröhlich. „Da braucht man keine Angst zu haben. Das gehört dazu. Schwimmsachen habt ihr an, und wir holen euch dann wieder raus.“ Er fügt hinzu, dass das Segeln außer dem Schwimmen keiner besonderen Fähigkeiten bedürfe und, dass es fast jeder lernen könne. Man dürfe nur keine Angst vorm Wasser oder vorm Wind haben. Aber vor allem Kinder könnten selbst die gut überwinden.
Nachdem jedes Kind das Steuern und Wenden einmal im Trockenen probiert hat, dürfen sie endlich aufs Wasser. Ulf Hollenbach sieht den kleinen Seglern nach, wie sie jeder für sich eine Runde auf dem Wasser drehen. Er liebt alles an dem Sport: „Der Umgang mit den Elementen, das kann man einfach nicht beschreiben.“
Kontakt: Potsdamer Seglerverein e.V.; Templiner Straße 23; Tel.: (0331) 50 48 12; Internet: www.potsdamerseglerverein.de
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