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Landeshauptstadt: Napoleon war kein Franzose

Der französische Gourmet-Markt vor dem Brandenburger Tor bietet viel mehr als Jambon und Fromage

Stand:

Das nahe Brandenburger Tor erinnere ihn an den „Arc de Triomphe“ in Paris, aber nur „en peu“, ein wenig. Christian Verrecchia hat zusammen mit weiteren Landleuten gestern auf der Brandenburger Straße einen französischen Gourmetmarkt aufgebaut und die ersten Stunden lassen sich gut an. Bis Sonntagabend hofft er auf einen guten Verkauf seines Feigen- und Olivenbrotes.

Was ihm fehlt zum Glück ist die Sonne. Christian Verecchia kommt von der Cote d''Azur , aus St. Aygulf und ist ein humorvoller Typ. Er heitert sich auf mit kleinen Sticheleien in Richtung seines Standnachbars. Der ist von der Insel Korsika und sei eigentlich gar kein richtiger Franzose. Und was ist mit Napoleon? Der war auch kein Franzose, sagt er und lacht. Ach, Korsika ist viel besser, scherzt Falq Patrice zurück. Er bietet Wurstwaren, hergestellt aus typischem korsischen Schwarzschwein an. „Wir kennen uns gut, wir sind ein Team“, sagt er, um Missverständnissen vorzubeugen. Und noch ein Hinweis für die „Fräuleins“, er sei noch ledig.

Sein Nachbar zur anderen Seite ist, wie Falq Patrice findet, aber nun wirklich kein echter Franzose, den der kommt aus Cleebourg, das liegt im Elsass. Und tatsächlich spricht Jean-Luc Leopold neben französisch auch ein sehr gutes Deutsch. Eine Kundin fragt ihn, ob er von seinem Edelzwicker eine Flasche offen habe, zum probieren. Nein, „aber sie machen nichts falsch“, versichert er und wirklich, seine Weißweine gehen auch ungekostet wie geschnitten Brot über den Ladentisch: Sylvaner, Riesling, Pinot gris, Muscat, Gewürztraminer Zum Probieren für die Kunden hat er einen Roten entkorkt, trocken und doch mundig, ein feiner Tropfen.

Sein Nachbar, wieder einen Stand weiter, sei übrigens kein echter Franzose, scherzt auch Jean-Luc Leopold, denn der komme aus dem Pay Basque, dem Baskenland. Freilich aus dem französischen, nicht aus den spanischen Teil, informiert Christian Lapeyre-Bourmaud, der mit seiner Frau Jacqueline einen herrlichen Jambon anbietet, der nur so preiswert ist wie es ein Schinken sein kann, der viele Monate an frischer Luft getrocknet ist. Weiter hat er Käse im Angebot – „Vous aimez le Fromage?“; Lieben sie Käse?, fragt er, um nach dem „oui“ hauchzarte Käsescheiben zum Probieren zu servieren, die es plötzlich als Selbstverständlichkeit erscheinen lassen, dass Gott, wenn es ihn (oder sie) gibt, in Frankreich zu Hause ist. Bon Appétit! Guido Berg

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