INTERVIEW: „Natürlich sind die Pavillons kritisch“
Herr Dombois, Sie haben heute Ihr Kunstwerk „Zugabe“ im Innenhof des Potsdamer Landtags eingeweiht. Ist das ein besonderer Moment für Sie?
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Herr Dombois, Sie haben heute Ihr Kunstwerk „Zugabe“ im Innenhof des Potsdamer Landtags eingeweiht. Ist das ein besonderer Moment für Sie?
Als Künstler ist es immer ein fragiler Moment, wenn das eigene Werk an das Publikum übergeht. Da ist man ein bisschen verlegen, selbst wenn die Leute etwas Nettes sagen.
Welcher Gedanke steckt hinter dem Kunstwerk?
Es geht selten gut aus, wenn ein Künstler „über“ sein Werk spricht, denn es geht ja um ein Sprechen „durch“ das Werk. Insofern sollte man als Betrachter auch nicht so sehr nach einem Gedanken „hinter“ dem Werk suchen, als vielmehr versuchen, mit dem Werk selber zu denken.
Wie gefällt Ihnen der Ort, an dem die Pavillons aufgestellt sind?
Es ist kein einfacher Ort, aber der Wiederaufbau des Schlosses war eine Voraussetzung für die Kunstwerke, die hier zu sehen sind. Die Architektur dieses Raumes hat der Monarchie gedient. Achsensymmetrie und Zentralperspektive sind prägend. Meine „Zugabe“ hingegen fällt aus dieser Perspektivität heraus. Aus jeder Position bekommt man einen anderen Eindruck. Für mich ist das demokratischer.
Seit die Pavillons aufgestellt wurden, haben sich auch Kritiker zu Wort gemeldet. Ihr Kunstwerk wird von einigen als Verhöhnung des Wiederaufbaugedankens des Stadtschlosses empfunden. Wie beurteilen Sie das?
Verhöhnung ist ein verletzender Ausdruck. War der Humor eines Friedrich II. oder eines Voltaire auch gleich Verhöhnung? Natürlich sind die Pavillons kritisch, aber das gehört ja zur Demokratie und zur Diskussion. Der Wiederaufbau des Schlosses war sozusagen das erste Argument. Die Kunst ist eine Antwort. Jetzt ist die Frage, was das nächste Argument ist. Das befruchtet uns doch gegenseitig.
Gerade die stärksten Befürworter des Wiederaufbaus des Schlosses hätten es gern, wenn Ihr Kunstwerk wieder verschwindet...
Abreißen ist in Deutschland oft die erste Reaktion, wenn etwas Neues auftaucht. Ich lebe schon lange auch in der Schweiz. Dort kann man nur agieren, wenn man seine Gegenpositionen würdigt und integriert. Das würde mich auch hier freuen.
Die Fragen stellte Marco Zschieck
Florian Dombois (47) ist Professor an der Zürcher Hochschule der Künste. Im Juni 2012 hatte der Künstler den Wettbewerb „Kunst am Bau“ gewonnen.
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