Landeshauptstadt: Natursteinstraßen sollen erhalten bleiben
Bauausschuss votiert für Antrag von Saskia Hüneke / Baubeigeordnete: Verwaltung kein „Pflastermörder“
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„Historische Straßen für alle“ – so lautet ein Antrag von Saskia Hüneke (Bündnisgrüne) an die Stadtverordnetenversammlung. Er könnte historische Wirkung entfalten, denn er sieht den Erhalt der letzten 160 Natursteinpflasterstraßen in Potsdam vor. Der Bauausschuss hat dem Papier mit einer kleinen Änderung am Dienstagabend zugestimmt.
Lob für den mit einer detailreichen Auflistung aller Pflasterstraßen unterfütterten Antrag kommt aus allen politischen Lagern. „In 20 Jahren werden wir sehen, wie wichtig der Beschluss war“, lobte Wolfgang Cornelius (CDU). Der Erhalt der historischen Straßen ist „von immenser Bedeutung“ findet auch Brigitte Oldenburg (Die Linke). Ihre Zustimmung signalisierte ebenso Ute Bankwitz (Bürgerbündnis): „Ich finde den Antrag gut.“ Lediglich Harald Kümmel (SPD) isolierte sich mit der Äußerung, eine Befassung mit jeder einzelnen Straße sei „so wichtig dann nun auch nicht“. Die Stadt habe nicht das Geld, um jede Pflasterstraße zu erhalten. Sein Fraktionskollege, der Ausschussvorsitzende Christian Seidel, war erfolgreich mit seinem Antrag, den von ihm als zu absolut kritisierten Antrags-Passus „Die Natursteinpflasterflächen in der Stadt Potsdam sind zu erhalten“ mit dem Wörtchen „weitgehend“ zu ergänzen.
Bereits 1990/91 hatte die Stadtverordnetenversammlung einen Beschluss zum Erhalt der Natursteinpflasterstraßen getroffen. Dessen ungeachtet seien dem Hüneke-Antrag zufolge allein auf 30 Straßen in Potsdam seit dem Jahr 2000 Pflasterdecken durch Asphalt ersetzt worden. Zuletzt kochte das Thema hoch, als sich die Anwohner der Jahn-, Siemens- und Wattstraße in Babelsberg erfolgreich gegen eine Zerstörung ihres historischen Straßenbelags zur Wehr setzten. Potsdams Baubeigeordnete Elke von Kuick-Frenz (SPD) wehrte sich wiederum im Ausschuss dagegen, dass die Stadtverwaltung als „potentieller Pflastermörder“ angesehen werde. Sie forderte die Abgeordneten auf, die Politik müsse die Verwaltung „handlungsfähig machen“ und auch mit den notwendigen Mitteln ausstatten, um die Pflasterstraßen zu erhalten.
In ihrem Antrag geht Saskia Hüneke sowohl auf Chancen durch die Pflasterstraße als auch auf durch sie verursachte Konflikte ein: In Potsdam sei eine sehr große Zahl Natursteinpflasterflächen erhalten geblieben. Sie stellten Belege für eine Kultur dar, „die andernorts kaum noch so umfassend zu finden ist“. Zudem seien Pflasterstraßen lange haltbar, nach Kabel- und Rohrverlegungen komplett wieder herzustellen und regendurchlässig, wodurch Straßenbäume bessere Lebenschancen hätten. In Wohngebieten „helfen sie, den Durchgangsverkehr zu verhindern, führen zur Verringerung der Geschwindigkeit und so zu mehr Entlastung und Sicherheit“, heißt es.
Kritisiert werden Pflasterstraßen durch die Behindertenverbände, worauf die Stadtverordnete in ihrem Antrag eingeht: Für die Benutzung der Pflasterstraßen mit Fahrrädern, Rollstühlen und Kinderwagen ist „nach Kompromissen und differenzierten Lösungen zu suchen“. Für Mobilitätsbehinderte solle auch auf den „Holperstrecken“ eine einhundertprozentige Erschließung der Altstadtbereiche gesichert werden. Guido Berg
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