Landeshauptstadt: Naturwissenschaft ganz modern
Evangelisches Gymnasium auf Hermannswerder jetzt mit eigenem „Wissenschaftspavillon“
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Hermannswerder – Mit Tränen in den Augen schneidet die Schülerin eine Zwiebel in zwei Hälften, puzzelt das Innere auseinander und zieht mit einem Messerchen ein dünnes Häutchen ab. Ein Tropfen Wasser auf den Objektträger, Zwiebelhäutchen und Deckglas drauf - fertig ist das mikroskopische Präparat. Doch der Blick durch das moderne Schülermikroskop enttäuscht zunächst: „Ich sehe nichts“. Nach langem Probieren öffnet sich jedoch vor dem mikroskopierenden Auge die Zellstruktur der Zwiebel.
Die Zwiebel-Übung gehört zu der kleinen Show, welche Lehrer und Schüler des Evangelischen Gymnasiums auf Hermannswerder gestern zur Einweihung ihres „Wissenschaftspavillons“ vorbereitet hatten. Inhalt des neuen Hauses sind die Fachunterrichtsräume für Biologie, Chemie und Physik. Für die Schule war die Einweihung ein riesiges Ereignis mit vielen Ehrengästen.
Steffen Reiche, nicht nur SPD-Bundestagsabgeordneter, sondern auch Pfarrer und Kurator der Hoffbauerstiftung, verwandelte das Foyer in einen Gemeindesaal: Lieder aus dem evangelischen Gesangbuch, Gebet und Predigt. In Letzterer schlug Reiche einen Bogen vom Evangelium des Johannes mit der christlichen Schöpfungsgeschichte bis zur naturwissenschaftlichen Erkenntnis, blieb dabei jedoch ganz fromm: „Glaube ist eine höhere Erkenntnisform als das Wissen.“
1,2 Millionen Euro hat der Wissenschaftspavillon gekostet, informiert Schulleiter Wolfram Pfeiffer, der selbst Geschichts- und Deutschlehrer ist. Der Pavillon besteht aus einem Altbauteil und dem modernen Anbau. Der Schülersprecher lobt besonders die Klimatisierung, „denn in den alten Räumen da oben kamen wir im Sommer ganz schön ins Schwitzen.“
Den Löwenanteil der Finanzierung zahlte als Bauherrin die Hoffbauerstiftung, 250000 Euro kamen aus dem Ganztagsschulprogramm des Landes Brandenburg und 50000 Euro steuerte eine private Familienstiftung bei. Die Fachräume sind mit allen nur denkbaren modernen Lehrmaterial und Inventar ausgerüstet. Dazu zählen die modernen Mikroskope im Biologieraum, eine 5000 Euro teure elektronische Tafel, deren Bildschirm mit zwei Metern Durchmesser praktisch ein Computer ist und die teuren Apparaturen des Physikraumes.
Den größten Zuspruch bei der gestrigen Show fanden zwei weiße Mäuse die auf einem aufgeständerten Labyrinth den Weg zu ihrer Nahrungsquelle finden müssen. „Sind Mäuse lernfähig?“ lautet die damit zu erforschende Frage, deren Antwort die Schülerinnen jedoch schon vorher wussten.
Schulleiter Pfeiffer zeigte die Bedeutung der neuen Fachunterrichtsräume für das Gymnasium auf. Damit werde die Rolle der Naturwissenschaft im Unterrichtsgefüge gestärkt, sagte er. Davon würden ganz sicher Anreize und Impulse ausgehen, die vielleicht auch dazu führen, dass sich mehr Abiturienten für einen naturwissenschaftlichen Beruf entscheiden. Günter Schenke
Günter Schenke
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