Landeshauptstadt: Navigation am Modell

Innenstadt - Bei den Ausstellungsmachern der Potsdamer Agentur Freybeuter herrschte am gestrigen Montag Spannung bis zum Schluss. Modelldesigner Stefan Charné hatte in den vergangenen Nächten mit dem esstisch-großen Weißmodell vom neuen Landtag zu kämpfen. Erst eine Stunde vor Eröffnung der neuen Dauerausstellung in der Infobox unmittelbar neben der Baustelle wurde er damit fertig. Es ist das zentrale Element in der Ausstellung. Mit Hilfe von mobilen Bildschirm-Scannern können Besucher die Fassaden wie mit einem Röntgengerät entlang navigieren und Details zum Innenleben des Gebäudes abrufen.

Die Ausstellung informiert seit gestern überaus farbenreich auf drei Themenwänden über die Geschichte des Stadtschlosses seit der Zerstörung, über den laut Charné für Potsdam „hochbrisanten“ Platz in der historischen Mitte, die architektonische Idee, über den Beschluss für den Landtagsneubau in historischer Knobelsdorff-Fassade, die Nutzung als Parlamentsgebäude und über den Landtag als demokratische Institution. Auf einer Videowand soll der Baufortschritt dokumentiert werden. Zu den Ausstellungsstücken gehören auch die Grundstein-Kartusche für den Ende der 80er Jahre forcierten Neubau des Hans Otto Theaters oder geschmolzene Reste des Kupferdaches vom Schloss. Die Brüche in der Geschichte des Platzes werden sichtbar.

Wer in der Infobox nähere Informationen zur Geschichte des alten Stadtschlosses vermisst, den verwies Landtagspräsident Gunter Fritsch gestern an das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG). Dort wird am 2. November eine Schau mit historischen Fotos eröffnet. Zu den Fundstücken gehören auch Aufnahmen aus den Nachkriegsjahren, als die SED-Oberen Plakate an der zerbombten Schlossruine aufhängen ließen mit dem Spruch: „Nieder mit der Brutstätte des Feudalismus“. Fritsch erinnerte daher daran, dass der Landtag auch an eine demokratische Tradition des Schlosses anknüpft. In der 1920er Jahren tagten dort Potsdams Stadtverordnete. axf