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Landeshauptstadt: Neonazis am Bahnhof auf „Fangjagd“?

Auseinandersetzung auf Langer Brücke möglicherweise politisch motiviert / Polizei ermittelt noch

Stand:

Innenstadt - Eine Auseinandersetzung zwischen zwei Fußgängern und vier Radfahrern in der Nähe des Hauptbahnhofs am Montag vor einer Woche hat möglicherweise einen rechtsextremen Hintergrund. Die zwei Fußgänger, Mitglieder der PDS-nahen Jugendorganisation „solid“, waren von den vier Radfahrern angepöbelt worden; einer der vier soll sie zudem angegriffen haben. Die Polizei wollte sich auf Nachfrage nicht zu dem Fall äußern und verwies auf laufende Ermittlungen. In der ersten Mitteilung über den Vorfall hatte die Polizei keine Angaben zu möglichen politischen Hintergründen gemacht. Nach Angaben der Angegriffenen Daniel P. und Norbert M. handelte es sich bei den vier Fahrradfahrern aber um polizeibekannte Neonazis – dies hätten auch die von ihnen zur Hilfe gerufenen Polizisten bestätigt.

Die Radfahrer sowie Daniel P. und Norbert M. begegneten sich vergangenen Montag gegen 23.30 Uhr, als die beiden jungen Männer vom Filmmuseum aus über die Straße gelaufen seien. Norbert M. habe ein T-Shirt mit der deutlich sichtbaren Aufschrift „Socialist“ (Sozialist) getragen, dies habe ihn als Anhänger der linken Szenen ausgewiesen. Auf der anderen Seite der Breiten Straße hätten in diesem Augenblick bereits vier Radfahrer auf sie gewartet, sie hätten sie gemustert, geben Daniel P. und Norbert M. das Geschehen wieder. Die Gesichter der dunkel gekleideten Fahrer seien mit schwarzen Tüchern vermummt gewesen. „Da ist uns zum ersten Mal anders geworden“, so Daniel P.. Doch zunächst sei nichts passiert, die Radfahrer hätten sich mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Bahnhof bewegt: Dabei sei jedoch einer von ihnen in rund sechs Metern Entfernung plötzlich ins Straucheln geraten und gestürzt. Zwei der Radler hätten daraufhin kehrt gemacht und seien zu ihrem gestürzten Kumpel gefahren, der Dritte sei in der Nähe von den beiden Fußgängern stehen geblieben. „Findet ihr das lustig?“, habe er sie angeschrien. Daraufhin hätten sie beide mit „Nein“ geantwortet. Trotzdem habe der in Wut geratene junge Mann die Worte „Scheiß Antifa“ gerufen und versucht, sein BMX- Rad gegen Daniel P.s Rücken zu schleudern. Er habe das Rad mit seinem Arm abwehren können, so Daniel P.: „Wir haben dann versucht, möglichst schnell zum Bahnhof zu gelangen.“ Fünfzig Meter vor dem Haupteingang des Bahnhofs in Richtung Friedrich-Engels-Straße seien die vier Radfahrer aber wieder an ihnen vorbei gefahren und hätten sich zu einer größeren Gruppe Jugendlicher gesellt. „Da haben wir die Polizei gerufen, weil wir zu viel Angst bekommen haben“, sagt Daniel P.. Die eintreffenden Beamten hätten die größere Gruppe Jugendlicher als Gruppe überwiegend bekannter Rechtsextremisten der Stadt bezeichnet, auch hätten sie von einer „Fangjagd“ der Nazigruppe gesprochen. Zu den vier Radfahrern sollen die Neonazis Jan W. und Tim B. gehören. Gegen die vier Radfahrer ermittelt die Polizei nun wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, zudem haben Daniel P. und Norbert M. Anzeige wegen Beleidigung erstattet. Nach Angaben der Polizei waren die vier Verdächtigen betrunken, die Werte lagen zwischen 1,07 und 2,01 Promille.

In den vergangenen Monaten hatte die Polizei zwei brisante Vorfälle der Öffentlichkeit nicht mitgeteilt. Dabei handelte es sich um den Überfall auf eine Hochzeitsgesellschaft in Marquardt im Juli und die vor zwei Wochen in der Stadt geklebten Rudolf Hess-Plakaten, in deren Kleister Glassplitter gemischt worden waren.

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