ATLAS: Nervig

Normalerweise sind die Antworten der Stadtverwaltung auf Anfragen aus den Fraktionen sehr förmlich gehalten und politisch korrekt. Fragestellungen werden gern in dem üblichen, oft langatmigen und mit Paragrafen versetzten Bürokraten-Deutsch beantwortet. Die Fraktion Die Andere hat es jetzt aber geschafft, die Verwaltung so zu provozieren, dass deren Antwortschreiben auf eine Anfrage beinahe den guten Ton vermissen lässt. Die Andere beklagt, dass eine Informationstafel mit ihrer kritischen Sicht auf die Pläne für einen Wiederaufbau des Stadtschlosses vom Bauzaun auf dem Alten Markt vom Sanierungsträger entfernt wurde. Das führte zu einer Anfrage an die Verwaltung. Die stellte klar, dass – so wie es üblich ist – auf Informationstafeln der Stadt nur jene Positionen dargestellt würden, für die es Mehrheitsbeschlüsse der Stadtverordneten gibt. Eine klare Aussage. Die Andere gab sich nicht zufrieden, legte gleich zweimal nach – noch dazu mit gleich lautenden Anfragen. Die Verwaltung konterte, dass eine wiederholte Befassung mit dem Thema „keinen Erkenntnisgewinn“ bringen würde, von einem „weiteren Verwaltungsaufwand kann abgesehen werden“. Klare Worte, die auch Die Andere begreifen sollte. Wer Bürokratie beklagt, sollte diese nicht künstlich erzeugen.

Michael Erbach