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ZUR PERSON: Nervös wie beim ersten Date mit einer schönen Frau

Friedhelm Schatz, Bauherr von Potsdams Stadthalle, über Grundsteinlegung, 15 Jahre Studiotour und das Stadtmarketing

Stand:

Beinahe ein Jahrzehnt lang kursieren in Potsdam verschiedene Ideen, Pläne und Orte für eine große Veranstaltungshalle. Jetzt ist am 26. November im Filmpark endlich Grundsteinlegung für einen Mehrzweckbau mit einem Fassungsvermögen von bis 5000 Personen – für Showproduktionen, Galas, Events. Erleichtert?

Total. Ich bin richtig erleichtert und aufgeregt, auch ein bisschen nervös im positiven Sinne. Wie beim ersten Date mit einer schönen Frau.

Das Aus für das Niemeyer-Bad auf dem Brauhausberg und die damit verbundenen freigesetzten Fördergelder gaben den Weg frei für die Mehrzweckhalle im Filmpark

Nein. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Auch ist es nicht sinnvoll Investitionsentscheidungen nur auf zu erwartende Förderung abzustellen.

Die Realisierung der ersten Hallenpläne war mit 25 Millionen Euro angesetzt

Es gab am Anfang ein anderes Konzept. Die Idee war, ein Kongresszentrum zu bauen: In großem Stil mit ausziehbaren Tribünen und allen Raffinessen, sowie diversen Konferenzräumen für dezentrales Tagen, ähnlich wie man es aus der Stadt Luzern kennt. Dieses Konzept wurde der Stadt präsentiert, zu einer Zusammenarbeit kam es jedoch nicht. Und es stellte sich später auch heraus, dass es sich vor allem unter betriebswirtschaftlichen Aspekten nicht gerechnet hätte.

Zu groß für Potsdam?

Nein, aber das falsche Konzept. Wir überlegten uns dann nüchtern: Warum kommen die Leute nach Babelsberg? Warum wollen die unbedingt hier feiern? Sie kommen wegen des Standortes, wegen des Au goût. Und die Leute wollen in einem Atelier feiern – möglichst nah am Film. Darum haben wir den Plan von einem Conventionscenter aufgegeben.

Was ist denn von den alten Plänen geblieben?

Die Größe der Halle.

Das Projekt heißt „Metropolis - die Halle“. Was wird an Fritz Langs Großstadtutopie erinnern?

Das verrate ich noch nicht. Das zeigen wir am 26. November.

Warum aber der Name?

Das Wort Metropolis ist phonetisch einfach schön. Es ist international. Es steckt das Wort Metropole drin. Und es erinnert an Film und Babelsberg. Perfekt für das Projekt.

Wie hoch sind jetzt die Gesamtinvestitionen?

Rund zehn Millionen Euro.

Beteiligt sich die Stadt an der Stadthalle?

Nein. Die Stadt ist wirtschaftlich nicht dabei. Trotzdem erwarte ich natürlich, dass diese privat investierte Halle von Marketing und Vertrieb der Stadt entsprechend mitbeworben wird. Das hat mir auch Oberbürgermeister Jann Jakobs zugesagt. Gleiches gilt für die Tourismus Marketing Brandenburg und ihr Berliner Pendant. Es muss klar sei, dass wenn wir eine solche Mehrzweckhalle endlich haben, sie auch entsprechend genutzt werden sollte.

Haben Sie das Gefühl, dass das Thema Medien im Marketing der Stadt zu kurz kommt?

Das ist so. Auf Marketingzusammenkünften – wo auch immer in dieser Stadt – werden wiederholt die gleichen Stärken von Potsdam aufgezählt: Die Schlösser, die Parks, das Wasser – und die Medien werden vergessen oder vernachlässigt. Dabei ist die Filmstadt Babelsberg neben dem Welterbe das zweite Alleinstellungsmerkmal der Stadt. Mich ärgert das. Natürlich ist es auch unsere Aufgabe, durch Aktivitäten und auch Investitionen – Beispiel Metropolishalle – den Fokus wieder stärker auf Babelsberg und den Filmpark zu lenken.

Es soll doch jetzt wieder ein Medienbeauftragter in der Stadtverwaltung installiert werden?

Auf unser Drängen hin. Der Medienbeauftragte sollte aber nicht dem Bereich Marketing zugeordnet, sondern im Büro des Oberbürgermeisters angesiedelt sein. Das wäre ein richtig gutes Signal.

Die Halle dient aber auch dem wirtschaftlichen Ausbau des Unternehmens Filmpark. Sie war immer Wunsch des Geschäftsbereichs Events, der zurzeit nur die Caligari-Halle mit 1000 Plätzen bespielen kann. In den vergangenen Jahren mussten deshalb unzählige Anfragen von Veranstaltungsagenturen, Unternehmen und Parteien abgelehnt werden – aus Platzmangel. Ist der Bereich Events der Gewinnbringer im Unternehmen?

Nein, nicht alleine. Filmpark und Veranstaltungsbereich sind gleich stark und führen eine Art internen Wettbewerb. In diesem Jahr hat sogar der Filmpark besser abgeschnitten. Dank „Herr der Ringe“-Sonderausstellung und einem sonnigen April hatten wir locker 420 000 Besucher. Das Unternehmen hat sich stabilisiert, mit ein Grund, warum wir uns jetzt so eine Halle leisten können.

Neben kleineren Neuheiten wie Traumwerkerhalle, Radio Teddy und Deko-Straße die erste Großinvestition seit langem

Wir standen vor der Entscheidung: Entweder wir knallen große Investitionen hin, verschulden uns bis über die Dachkante und rennen den Schulden hinterher oder wir wachsen aus eigener Kraft. Ich habe mich für die zweite Variante entschieden.

Das heißt, die Metropolishalle ist reine Privatinvestition?

Ja.Sie wird gefördert von der ILB im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" mit 2,1 Millionen. ILB-Chef Klaus-Dieter Licht persönlich und das Wirtschaftsministerium haben sich für das Projekt eingesetzt. Ein Zeichen von Vertrauen, dass sich in 15 Jahren aufgebaut hat. So lange sind wir mittlerweile ja schon hier.

Dann gibt es im kommenden Jahr ein Jubiläum?

Angefangen hatte alles mit dem Film- und TV-Erlebnis. Am 15. August 1993 startete dann die Studiotour Babelsberg. 50 Mitarbeiter von damals sind bis heute im Unternehmen beschäftigt. Jeder einzelne hat dazu beigetragen, dass der Filmpark heute da steht, wo er ist. Zum 15. Bestehen gibt es deshalb ein großes Fest. Und ich werde einen Bildband herausbringen – mit den schönsten Momenten der vergangenen Jahre.

Das Gespräch führte Nicola Klusemann

Friedhelm Schatz arbeitete nach seiner Fotografenlehre Anfang der 70er Jahre als Praktikant in den Bavaria Filmstudios in München. Dort stieg er von 1975 bis 1987 auf zum Head of Production im Bereich Fernsehen, zugleich betreute er den Aufbau der Bavaria Filmtour. Nach einer Zwischenstation als Chef der Circle Vision GmbH, die Konzepte für Großkinos entwickelte, kam er 1993 nach Babelsberg. Bis 1999 war er Geschäftsführer der Babelsberg Studiotour GmbH (heute Filmpark Babelsberg). Danach entwickelte der heute 55-Jährige das Krongut Bornstedt. Parallel dazu gründete er 2000 die Schatz Entertainment Consulting GmbH, die thematische Events wie den Babelsberger Medienpreise ausrichtete. Im März 2003 kaufte Schatz das Filmparkgelände und ist seitdem dort wieder Geschäftsführer. NIK

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