Von Peer Straube: Neubau am Ruinenberg
PWG plant Schließung einer Kriegslücke und ringt mit der Denkmalpflege um Details
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Jägervorstadt - In der denkmalgeschützten Wohnsiedlung am Ruinenberg soll die letzte Baulücke geschlossen werden. Die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 (PWG) will in der Ruinenbergstraße 6-10 ein Haus mit sechs bis acht Wohnungen errichten und gleichzeitig das Bestandsgebäude Ruinenbergstraße 4 mit zwei Wohnungen sanieren.
Eigentlich sollten sich die Kräne längst drehen, doch feilscht die Genossenschaft seit nunmehr einem Jahr mit der Stadtverwaltung um Details wie Treppenaufgänge und Balkone. „Konsultationsverhandlungen mit städtischen Entscheidungsträgern“, nennt das PWG-Chef Wolfram Gay diplomatisch, doch man kann seine Ungeduld spüren. Rein äußerlich sieht der Entwurf aus wie alle anderen Häuser in der Gegend, die der Architekt Georg Fritsch zwischen 1928 und 1931 als Beamtensiedlung bauen ließ. Auch das sei eine Forderung der Denkmalpflege gewesen, sagt Gay. Das Gebäude müsse spiegelbildlich jenem auf der anderen Straßenseite entsprechen, inklusive der gemauerten Treppenaufgänge. Nun sind aber Treppen per se nicht behindertengerecht – die Denkmalpflege möchte daher die ebenerdige Erschließung von der Giebelseite her durchsetzen – die Treppenaufgänge und Eingangstüren wären dann schlichtweg Attrappen. Allerdings ginge so „sinnvoller Wohnraum“ verloren, weil man einen durchgehenden Flur einbauen müsste. Die PWG will daher vor den Eingängen einen Erdwall aufschütten und die Erschließung über eine Rampe von der Vorderfront her ermöglichen. „Wir wollen keine Blindtüren“, sagt Gay.
Daran, dass ihn das Gezerre langsam nervt, lässt er keinen Zweifel und deutet auf die Nachbarhäuser auf dem großen Areal der Ruinenbergkaserne, würfelförmige Neubauten mit Flachdach. „Die sehen doch aus wie begehbare Blumentöpfe“, lästert der PWG-Chef. Dort dürfe man offenbar bauen, wie man wolle. Dennoch sei man auf gutem Wege, sagt Gay und hofft, die letzten Detailfragen in den kommenden Wochen klären zu können. Spätestens im kommenden Frühjahr werde man mit dem Bau beginnen können, glaubt er. Ein Jahr später soll das Haus fertig sein. 1,5 Millionen Euro will die Genossenschaft investieren und setzt auf die attraktive, weil ruhige Wohnlage in Sanssouci-Nähe. Zwei-, Drei- und Vierraumwohnungen sind geplant, zwischen 75 und 130 Quadratmeter groß. Um die acht Euro Nettokaltmiete pro Quadratmeter werden die Mieter dafür berappen müssen. Dafür bekommen sie aber unter Umständen sogar eine Maisonette-Wohnung über zwei Etagen unterm Dach. Ob das Gebäude traditionell gemauert werde, sei noch nicht entschieden. Vielleicht baue man mit Beton. „Preisgünstig soll es sein“, betont Gay.
Mit der Modernisierung der insgesamt 145 Wohnungen im Ruinenberg-Quartier will die PWG in den kommenden Jahren beginnen. Vor allem die Haustechnik wie Strom- und Wasserleitungen müssten dringend erneuert werden, so Gay. Noch in der Diskussion sei die künftige Wärmeversorgung. Derzeit werde von Block zu Block sehr unterschiedlich geheizt. Diese „Insellösungen“ sollen einem einheitlichen Standard weichen. Ob man sich für Fernwärme oder Erdgas entscheide, sei noch offen, erklärt Gay.
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