Potsdamer Bad-Diskussion: Neubau billiger als Sanierung
Eine Sanierung der Schwimmhalle am Brauhausberg würde mindestens 14,5 Millionen Euro kosten. Diese Zahl nannte Jens-Wilhelm Brand, Chef der Bielefelder Ingenieur-Gesellschaft Constrata, bei der zweiten Werkstattrunde zur Vorbereitung der Schwimmbadbefragung am Samstag.
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Potsdam - Laut Stadtwerkechef Wilfried Böhme könne für zwölf Millionen Euro eine Halle gleicher Größe gebaut werden. Die Rekonstruktion wäre demnach teurer als ein bescheidener Neubau. Die technischen Anlagen und die Bausubstanz der Halle am Brauhausberg aus den 1970er Jahren seien marode und entsprechen in keiner Weise zeitgemäßen Anforderungen, urteilte Brand. Ihr nach innen gewölbtes Dach sei nicht zu reparieren und müsse neu aufgebaut werden. Eine andere Dachform sei günstiger.
Brand zeigte Fotos, aus denen der Betrachter laut Thomas Hintze von der Initiative „Pro Brauhausberg“ den Schluss ziehen müsse, dass der Bau kurz vor dem Abriss stehe. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass die Bilder den Zustand des Jahres 2007 dokumentieren. Laut Böhme seien danach noch 2,5 Millionen Euro in Sanierungsmaßnahmen geflossen. Brands Äußerung, dass bereits Netze angebracht wurden, um herabstürzende Betonteile aufzufangen, konnte Wasserballtrainer André Laube als Irrtum des Ingenieurs klären: Es handele sich um Ballfangnetze. Hintze mutmaßt, dass der Zustand der Schwimmhalle dramatisiert werde, um den Stadtverordneten-Beschluss zum Badneubau an der Biosphäre durchzusetzen. Brands Kostenangaben beruhten nicht auf Berechnungen, so sein Vorwurf. Der Constrata-Chef räumt ein, dass es sich bei seinen Aussagen um eine Kostenschätzung, unter anderem aufgrund von Gutachten der Potsdamer Dr. Zauft Ingenieurgesellschaft handele. „Genaue Angaben sind erst möglich, wenn die Planung vorliegt.“
Constrata ist nach eigener Aussage im Bereich Sport- und Freizeitbäder deutschlandweit „mit einem realisierten Gesamtvolumen von rund 500 Millionen Euro Marktführer“. In Potsdam war sie laut Brand an den Vorplanungen für den Badneubau im Bornstedter Feld beteiligt. Dieser Neubau sollte ursprünglich höchstens 18 Millionen Euro kosten, inzwischen wird offiziell bereits von 24 Millionen Euro gesprochen.
Im von der Stadt organisierten Werkstattverfahren spielten konkrete Kosten- und Standortfragen keine Rolle. Werkstattleiterin Gabriele Harrer von Malik-Management erklärte gegenüber den PNN, dass das Verfahren, wenn es auch kompliziert erscheine, eine gute Grundlage für die anstehenden Entscheidungen zur Badversorgung darstelle.
Indes musste das Verfahren nach acht Stunden unvollendet abgebrochen werden. Die Zeit für die zehn Arbeitsgruppen mit insgesamt 80 Teilnehmern reichte nicht, um die „Matrizen“, in denen 25 Faktoren oder Variablen für die Badversorgung zueinander in Beziehung gesetzt und bewertet werden müssen, auszufüllen. Die Aufgabe lautete: Wenn sich eine Variable ändert, wie stark verändern sich dann die anderen? Von „überhaupt nicht“ bis „überproportional“ reichen die vier möglichen Bewertungen. Am Ende waren nur drei „Matrizen“ fertig. In den Arbeitsgruppen gab es teilweise zeitraubende Diskussionen über die Inhalte. Anhand der Arbeitsgruppe, die alle 25 Zeilen ausgefüllt, das heißt die Wirkung aller Faktoren bewertet hatte, kristallisierte Haller die „aktivsten Hebel“ für die Badversorgung heraus: die Wasserfläche, die Anzahl der Bäder und deren Erweiterbarkeit. Ein Abschluss der Werkstatt mit einer kompletten „Matrix“ ist am morgigen Dienstag ab 16 Uhr im Plenarsaal des Stadthauses zu erwarten. Ein Zusatztermin ist bereits angekündigt.
Günter Schenke
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