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Landeshauptstadt: Neue Adresse ohne Adresse

Das Frauenhaus zieht um: Das neue Haus ist größer, moderner, freundlicher, teurer – und endlich anonym

Stand:

Eine Million Euro hat die Gewoba in die Sanierung gesteckt – einen Fototermin mit der obligatorischen Schlüsselübergabe gab es gestern trotzdem nicht: Denn die Adresse des neuen Frauenhauses vom Autonomen Frauenzentrum e.V. soll geheim bleiben. Damit die Frauen, die hierher kommen, wirklich sicher sind vor Ehemännern, Vätern oder Verwandten, die ihnen Gewalt angetan haben.

Der Bedarf nach einer solchen Zuflucht habe nicht nachgelassen, betonte Elona Müller-Preinesberger (parteilos), Potsdams Sozialbeigeordnete. Tatsächlich habe das Frauenhaus allein 2011 schon vier Frauen und drei Kinder abweisen müssen, weil im alten Haus kein Platz gewesen sei, berichtete Nadia Hübner, eine der drei Mitarbeiterinnen der Einrichtung. Rund 40 Frauen und 20 Kinder pro Jahr hätten bisher Zuflucht gefunden.

Im neuen Haus könnten es mehr werden: Denn hier gibt es 21 statt bisher 17 Plätze, erstmalig sind auch drei behindertengerechte Plätze darunter. Als „neu, hell, menschenfreundlich“ bezeichnet Heiderose Gerber, die Geschäftsführerin des Frauenzentrums, die neuen Unterkünfte, die erstmals auch in Wohnungen organisiert sind. Auf insgesamt 664 Quadratmeter Fläche kommen neben vier Wohnungen auch ein Spiel- und ein Gemeinschaftsbereich unter. „Wir sind sehr stolz“, so Gerber. Suche, Renovierung und Umzug seien mit Hilfe von der Stadt, vom Dachverband „Der Paritätische“ und der Gewoba in „Rekordzeit“ passiert.

Das neue Haus ist im Jahresunterhalt allerdings rund 80 000 Euro teuer als das alte. Insgesamt belaufen sich die Kosten für Miete, Betriebskosten und Personal nun laut Stadt auf rund 250 000 Euro, rund 130 000 Euro davon zahlt die Landeshauptstadt, auch der Landkreis Potsdam Mittelmark und das Land Brandenburg sind beteiligt, zudem zahlen die Frauen ein Entgelt von 8 Euro pro Nacht.

Mehr Personal soll es zunächst nicht geben. Allerdings ist ein mit Bundesmitteln finanziertes Projekt für Migrantenfrauen, die gut die Hälfte der Frauenhaus-Bewohnerinnen ausmache, in Planung. Sollte der Antrag bewilligt werden, gibt es eine zusätzliche Stelle.

Unklar ist indes weiter, wo Geschäftsstelle und Kulturbereich des Frauenzentrums künftig unterkommen. Wie berichtet waren bisher nur Räume gefunden worden, die 12 000 Euro mehr kosten als geplant. Müller-Preinesberger plädiert für die Suche nach neuen Räumen.jaha

Das Frauenhaus ist unter Tel.: (0331) 96 45 16 zu erreichen.

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