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Homepage: Neue Ansätze für neue Medien Tagung internationaler Medienforscher

Es war eine Premiere. Erstmals trafen in Potsdam führende deutschen und nordamerikanischen Medienwissenschaftler zusammen, um über die Grundlagen ihres Faches zu diskutieren.

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Es war eine Premiere. Erstmals trafen in Potsdam führende deutschen und nordamerikanischen Medienwissenschaftler zusammen, um über die Grundlagen ihres Faches zu diskutieren. Unter dem Titel „Media Theory on the Move: Transatlantic Perspectives on Media and Mediation“ (Medientheorie in Bewegung: Transatlantische Perspektiven auf Medien und Vermittlung) fand in der vergangenen Woche ein dreitägiger, systematischer transatlantischer Dialog statt. „Ein solches Treffen war schon lange überfällig“, so die Einschätzung von Prof. Dieter Mersch, dem Leiter des Potsdamer Studienganges Europäische Medienwissenschaft (EMW).

„Bislang wird in Nordamerika nur eine bestimmte Position der deutschen Medientheorie wahrgenommen“, erklärte Prof. Mersch den PNN den Hintergrund des Treffens. Das liege daran, dass viele der aktuellen Forschungsansätze bisher nicht übersetzt sind. „Die beiden Wissensräume existieren bisher fast isoliert voneinander.“

Um diesem Zustand abzuhelfen, organisierte der Potsdamer Medienwissenschaftler diese erste Tagung im deutschsprachigen Raum mit dem expliziten Ziel des Wissensaustauschs zwischen den transatlantischen Kollegen. So brachte dann auch ein US-Kollege eine Statement ein, das vielfach begrüßt wurde. Der Amerikaner Jay David Bolter, setzte sich in seinem Vortrag mit der Frage von Identitätsinszenierung in mehreren Computerspielen sowie in „Second Life“ auseinander. Er erklärte, dass die medienwissenschaftliche Analyse der Computerspiele in den USA viel zu stark auf die technischen Aspekte der Spiele fixiert sei und die Frage von Sozialität und Psychologie auf Seiten der Spieler vernachlässige.

Bolter hält diese Ausrichtung der Computerspielforschung für nicht ausreichend und betonte, dass die Medienwissenschaft die Frage der Interaktivität bei den Spielern stärker untersuchen müsse. Außerdem müsse man verstehen, dass die virtuellen Räume der Spiele, wegen ihrer „Liveness“ und ihrem Charakter einer Aufführung, in die sich die Spieler hinein projizieren, so anziehend wirken. Diese soziale Dimension der neuen Medien gelte es in Zukunft genauer zu untersuchen.

Dass die Konferenz nun in Potsdam stattfand, ist kein Zufall. Die Europäische Medienwissenschaft (EMW), eine Kooperation zwischen Universität und Fachhochschule Potsdam, hat Potsdam in den vergangenen Jahren zu einem der wichtigsten Zentren für Medienwissenschaft in Deutschland werden lassen. Ebenfalls in diesem Jahr, im Herbst, findet in Potsdam das erste einer ganzen Reihe von außerordentlichen Medienwissenschafts- Symposien der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) statt. Die aktuelle Tagung ist auch eine Reaktion auf die vom deutschen Wissenschaftsrat geforderte stärkere Internationalisierung der Medienwissenschaft.Michael Krause

Michael Krause

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