Landeshauptstadt: Neue Ansichten
Der Förderverein legt Alternativ-Entwürfe für die neue Synagoge vor – will aber bei Haberland bleiben
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Noch vor knapp drei Wochen schienen die Wogen im Potsdamer Synagogenstreit vorerst geglättet – zumindest einen Minimalkonsens zwischen den drei jüdischen Gemeinden in der Stadt konnte Wissenschaftsstaatssekretär Martin Gorholt (SPD) verkünden. Doch nun wartet der Synagogen-Förderverein mit neuem Bildmaterial auf, das wieder neue Bewegung in die Debatte bringen könnte.
Der Synagogen-Förderverein unterstützt die Potsdamer Synagogengemeinde, die den Entwurf des Architekten Jost Haberland für das Gotteshaus an der Schloßstraße schon lange als zu wenig sakral kritisiert. Anfang des Jahres hatte der Förderverein mehrere Architekten angesprochen und um Alternativentwürfe zu Haberlands Plänen gebeten, wie Vereinsvorsitzender Ulrich Zimmermann den PNN erklärte. Daraus wurden vier ausgewählt, die am heutigen Dienstag in einer Mitgliederversammlung dem Verein vorgestellt werden sollen.
Als die Architekten beauftragt wurden, waren die Fronten weitaus mehr verhärtet als momentan. Noch im Februar hatte der Verein eine gänzliche Abkehr von Haberland gefordert, was allerdings von der Jüdischen Gemeinde und auch von Staatssekretär Gorholt, der das Land als Geldgeber für die Synagoge vertritt, abgelehnt wurde. Stattdessen brachte Gorholt die Jüdische Gemeinde, die Synagogengemeinde und sogar die Gesetzestreue Jüdische Landesgemeinde Ende August dazu, sich auf ein gemeinsames Papier zu einigen. Darin bekennen sich alle drei Gemeinden zum Haberland-Entwurf – wenn auch mit der Einschränkung, dass dieser erneut Änderungen vornehemen soll.
An diese Verabredung wolle sich auch der Förderverein – der die Synagogengemeinde unterstützt – weiterhin halten, versichert Zimmermann. Dennoch wolle man die Entwürfe der anderen Architekten nun zeigen. Einerseits, um die aufwendige ehrenamtliche Arbeit der Architekten zu honorieren, andererseits, um die Öffentlichkeit an dem Prozess zu beteiligen. Während sich einer der Entwürfe eher an den historischen Fassaden in der Schloßstraße orientiert, sind die anderen drei eher modern gehalten. Einer der Architekten plante mit schmalen, hohen Rundbögen bis zum Dach, ein anderer mit einer verglasten Kuppel, ein weiterer mit mehreren verschieden großen Rundfenstern (siehe Grafiken). Eines haben sie aber aus Sicht des Synagogen-Fördervereins aber alle gemein: Sie sind als sakrales jüdisches Gebäude erkennbar und passen sich in das historische Stadtbild Potsdams ein.
Eben diese beiden Kriterien sollte aus Sicht des Fördervereins auch Haberland bei der vereinbarten Umgestaltung seines Entwurfes erfüllen. „Wir erwarten nicht, dass Haberland einen der Entwürfe übernimmt, aber dass er sich mit ihnen beschäftigt“, sagt Zimmermann. Er befürchtet, dass der Architekt seine Kritiker vor vollendete Tatsachen stellt und nur geringe Änderungen an seinem Ursprungs-Entwurf vornehmen wird. „Wir sind bereit, mit Haberland zusammenzuarbeiten, aber nur, wenn er sich öffnet und uns mit einbezieht.“ Ob Haberland auf diese Forderung eingehen wird, ist unklar. Der Einladung, bei der heutigen Mitglieder-Versammlung teilzunehmen, will er jedenfalls nicht folgen.
Laut dem Ende August unterzeichneten Konsens-Papier sollen die Verhandlungen mit Haberland spätestens im Dezember abgeschlossen und Anfang 2014 vertraglich festgehalten werden. Ende 2016 könnte der Bau im Idealfall dann fertiggestellt werden. Eigentlich sollte die Synagoge dort längst stehen, doch wegen des Streits innerhalb der jüdischen Gemeinschaft um die Gestaltung der Fassade und um die Raumaufteilung im Inneren verhängte das Land 2011 einen Baustopp. Seitdem ist die Baugrube an der Schloßstraße sich selbst überlassen. Die alte Potsdamer Synagoge stand einst am Wilhelmplatz (heute Platz der Einheit). 1938 wurde sie von den Nationalsozialisten geschändet und während des Krieges durch Brandbomben zerstört. Katharina Wiechers
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