Landeshauptstadt: Neue Bürger im Norden, neue Straße im Süden
Die Templiner Spange im Lichte der Bevölkerungsentwicklung
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Sind Potsdams Verkehrsprobleme durch die Templiner Spange zu lösen? In der jüngsten Sitzung der Arbeitsgemeinschaft „Integriertes Verkehrskonzept Potsdam – Potsdam-Mittelmark“ wurde die Frage im Lichte der Bevölkerungsentwicklung betrachtet. Ziel der AG, die sich aus Vertretern der Parlamente, Verwaltungen und Initiativen aus Potsdam und Potsdam-Mittelmark zusammensetzt, ist es, eine Entscheidung zur umstrittenen Potsdamer Ortsumgehung vorzubereiten. Einigkeit in der Region ist die Voraussetzung, damit der Bund einen ersten Abschnitt der Umgehung zwischen B 1 und B 2 über den Templiner See finanziert.
Harald Knauer, Geschäftsführer der Regionalen Planungsgemeinschaft Havelland-Fläming, gab eine düstere Prognose für die Landkreise Potsdam-Mittelmark und Havelland: Schrumpfungsmanagement lautet das Stichwort. Bis 2030 würden die Bevölkerungszahlen außerhalb des Speckgürtels deutlich sinken. Zentrale Orte wie Lehnin, Wusterwitz oder Dallgow-Döberitz „wackeln schon“. Wachstum sagte Knauer vor allem für Potsdam sowie Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf voraus. „Wir haben darauf hingewiesen, dass der östliche Wachstumsraum vernünftig angeschlossen werden muss – passiert ist nichts“, so Knauer, der damit die im Regionalplan vorgeschlagene Tram-Anbindung nach Teltow anspielte. Knauer appellierte an die AG, größtmögliche Entlastungswirkungen zu suchen und Schutzgüter zu beachten – Potsdams „Gartenfunktion“ unterscheide die Stadt von der „Kreisliga“.
Auch die Darstellungen von Potsdams Stadtplanungschef Andreas Goetzmann wollten nicht zu den Planungen einer Umgehungsstraße im grünen Süden Potsdams passen: Die größten Zuzugspotenziale sieht die Stadt im Bornstedter Feld, vielleicht auch in Fahrland, Golm oder Groß Glienicke. Die aktuellen Zahlen des Landesbetriebs für Datenverarbeitung sagen bis 2020 ein Anwachsen der 146 500 Einwohner auf 160 000 voraus. Mit aktuellen Bebauungsplänen, vor allem im Nordwesten ließe sich der resultierende Wohnungsbedarf befriedigen, erklärte Goetzmann.
Warum also eine Umgehungsstraße im Süden, wo laut Landesstatistik für Werder (Havel) lediglich ein Bevölkerungszuwachs von 200 Menschen absehbar ist, die Straßenbahn in der Zeppelinstraße so leer ist wie der P+R-Parkplatz am Bahnhof Pirschheide? Gunnar Assmann von der Bürgerinitiative „Werder blüht was“ forderte angesichts offener Fragen, Potsdams Verkehrsprobleme in ihrer Wirkung zu beschreiben, um Gegenmaßnahmen definieren zu können.
Stadtplanungschef Goetzmann sprach dagegen von einer „Reihe von Problemen unterschiedlicher Bedeutungsbreite“, für die es keine Patentlösung geben werde. Für Potsdams SPD-Mann Christian Seidel steht die Lösung bereits in der Präambel der AG: die Ortsumgehung. Kommentar des grünen Michendorfer Andree Halpap: „Wir haben also die Lösung, ohne das Problem benannt zu haben.“ Keine Einigkeit weit und breit. Die nächste Sitzung findet am 12. September statt. Henry Klix
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