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Landeshauptstadt: Neue Debatte um Ehrenbürger Hindenburg soll von Liste gestrichen werden

Über einen Beschluss von 1933 sollen die Stadtverordneten bei ihrer Sitzung am heutigen Mittwoch debattieren: Die linksalternative Fraktion Die Andere will durchsetzen, dass die vor fast 80 Jahren verliehene Ehrenbürgerwürde an Paul von Hindenburg (1847 – 1934) zurückgenommen wird. Die Fraktion begründet das damit, dass Hindenburg eine Mitverantwortung bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten trage.

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Über einen Beschluss von 1933 sollen die Stadtverordneten bei ihrer Sitzung am heutigen Mittwoch debattieren: Die linksalternative Fraktion Die Andere will durchsetzen, dass die vor fast 80 Jahren verliehene Ehrenbürgerwürde an Paul von Hindenburg (1847 – 1934) zurückgenommen wird. Die Fraktion begründet das damit, dass Hindenburg eine Mitverantwortung bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten trage. In seiner Funktion als Reichspräsident ernannte er Adolf Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler, später löste er den Reichstag auf. Seine Teilnahme an dem von den Nazis inszenierten „Tag von Potsdam“ vor der Garnisonkirche steigerte das Ansehen der Hitler-Regierung.

Mit ihrem Antrag versucht Die Andere zum zweiten Mal, die verliehene Ehrenbürgerwürde rückgängig zu machen. Ein erster Vorstoß war 2003 im Stadtparlament nach langer Debatte gescheitert. Damals hatte unter anderem das städtische Rechtsamt darauf verwiesen, dass rein formal eine Ehrenbürgerschaft nur auf Lebenszeit verliehen werde. Deswegen will Die Andere nun den kompletten Beschluss von 1933 aufheben. Die Fraktion argumentiert, auch andere Städte wie Stuttgart, Köln oder Halle an der Saale haben Hindenburg die Ehrenbürgerwürde aberkannt. Ab 1933 haben rund 150 Städte Hindenburg – trotz fehlenden Ortsbezuges – zu ihrem Ehrenbürger ernannt.

Auch verweist Die Andere auf neue Forschungsergebnisse. Demnach haben die Historiker Hans-Ulrich Thamer und Alfons Kenkmann 2010 im Auftrag der Stadt Münster eine Studie zu dem früheren Generalfeldmarschall angefertigt, hier wurde über die Benennung eines Platzes gestritten. Aus der Arbeit der Historiker wird in dem Andere-Antrag zitiert: Hindenburg habe zu den „Steigbügelhaltern Hitlers“ gezählt, dessen „aktive Mitwirkung an der Zerstörung der Weimarer Republik“ sei erwiesen, die „aktive Mitwirkung“ an der Etablierung der NS-Diktatur auch. Ein Einsatz Hindenburgs gegen die Judenpolitik der Nazis sei nicht überliefert, heißt es weiter. Noch 2003 sei von Historikern argumentiert worden, Hindenburg habe effektiveren Widerstand gegen Hitlers Machtergreifung geleistet als der KPD-Parteiführer Ernst Thälmann oder der preußische Ministerpräsident Otto Braun (SPD), so Die Andere. HK

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