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Teil der Stadt oder Störfaktor? Das Hotel Mercure in Potsdam.

© Manfred Thomas

Gestaltung der Potsdamer Lustgartens: Neue Debatten um das Mercure

Am Freitag beginnt das Werkstattverfahren zum Lustgarten. Eine Bürgerbefragung gibt es vorerst nicht

Von Katharina Wiechers

Stand:

Am morgigen Freitag beginnt das Werkstattverfahren zur Gestaltung des Lustgartens. Bis zum Sommer 2015 soll das Gremium aus Experten, Anrainern und Politikern Vorschläge entwickeln, die dann den Stadtverordneten vorgelegt werden, wie Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am gestrigen Mittwoch ankündigte. Ziel ist die Konkretisierung der Sanierungsziele – also die Festlegung, wie der Lustgarten künftig genutzt werden soll, wie er gestaltet wird und ob eine Bebauung zulässig ist.

Letzteres hätte auch Einfluss auf die Zukunft des Hotels Mercure. Die Diskussion darüber, ob das 17-stöckige Gebäude stehen bleiben oder abgerissen werden soll, war einst der Auslöser für das Werkstattverfahren. Die Stadt würde es gerne kaufen und abreißen lassen, dies ist aber kein Konsens im Stadtparlament. Würde nach dem Werkstattverfahren beschlossen werden, dass am Hotelstandort keine Bebauung zugelassen werden soll, „müsste man sich langfristig eine Zukunft ohne das Hotel vorstellen“, sagte Jakobs. Der Rathauschef betonte aber, dass es bei dem Verfahren nicht nur um das Hotel, sondern um den ganzen Lustgarten gehe. Ebenso miteinbezogen werden soll etwa das südliche Ende des Lustgartens. Da nun klar sei, dass die innerstädtische Entlastungsstraße (Ises) nicht gebaut werde, könne auch die bislang freigehaltene Trasse verplant werden, fügte der Geschäftsführer des Sanierungsträgers Potsdam, Bert Nicke, hinzu. Denkbar sei dort ein neues Bauwerk als Abschluss des Lustgartens.

Am morgigen Freitag sind zunächst mehrere Referate und eine Podiumsdiskussion geplant. Bis zum nächsten Termin im Sommer sollen die Gutachter (siehe Kasten) dann sieben Teams aus Architekten, Landschafts- und Stadtplanern auswählen – lediglich die Lustgarten-Architekten Dietz-Joppien sind dafür bereits gesetzt. Die Teams sollen dann gemeinsamen mit den Politikern und den Anrainern – etwa Vertretern des Landtags, des Filmmuseums oder des Mercure-Hotels – Vorschläge für den Lustgarten erarbeiten. Auch die Bürger werden zu einem späteren Zeitpunkt per Online-Forum beteiligt, die Details werden noch bekannt gegeben. Insgesamt kostet das Verfahren laut Nicke 230 000 Euro – 80 Prozent werden vom Land, 20 Prozent von der Stadt bezahlt.

Zusätzlich zum Werkstattverfahren will die Linke – die für den Erhalt des Mercure-Hotels ist – noch eine Bürgerbefragung durchführen. Einen entsprechen Antrag hatte die Fraktion in die Stadtverordnetenversammlung am Mittwochabend eingebracht. Im Gegensatz zum Werkstattverfahren wäre eine Befragung nämlich repräsentativ, sagte Linksfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg. Auch sein Parteifreund Ralf Jäkel äußerte die Befürchtung, dass sich nur ein kleiner Teil an dem Werkstattverfahren beteiligen werde. Doch am Ende stimmten nur die Fraktion Die Andere sowie der Stadtverordnete Andreas Menzel mit den Linken für die Befragung – der Antrag fiel durch. Die anderen Fraktionen wollten sich noch nicht auf eine Befragung festlegen. Die Bürger bräuchten erst eine „informierte Grundlage“, bevor sie an einer solchen Befragung teilnehmen könnten, sagte etwa die Grünen-Fraktionschefin Saskia Hüneke. CDU-Fraktions-Vorsitzender Horst Heinzel sagte, eine solche Befragung würde dem Ergebnis des Werkstattverfahrens vorgreifen. Ohnehin würden die Bürger durch dieses umfassend beteiligt.

Carl Fingerhuth, Architekt und Stadtplaner, Honorarprofessor an der TU Darmstadt

Helmut Riemann, Stadtplaner, Mitglied im Potsdamer Gestaltungsrat

Arnold Bartertky, Fachkoordinator für Kunstgeschichte an der Uni Leipzig, Projektleiter „Platte ist kult“

Axel Lohrer, Landschaftsarchitekt und Stadtplaner, Mitglied im Potsdamer Gestaltungsrat

Rainer Emenlauer, Experte für immobilienwirtschaftliche Fragen, Mitglied der Architektenkammer Berlinwik

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