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DASwar’s: Neue Hoffnung

Neue Hoffnung. So hieß mein Kindergarten.

Stand:

Neue Hoffnung. So hieß mein Kindergarten. Ich kann mich nur noch vage an ihn erinnern, ist ja auch schon eine Weile her. Ich weiß nicht, ob sich die Botschaft in dem Namen auch erfüllt hat, ich selbst mag das nicht beurteilen. Gehört habe ich indes, dass der Kindergarten schon lange nicht mehr da ist, die „Neue Hoffnung“ wurde quasi abgerissen. Eigenartigerweise musste ich neulich daran denken. Ich wollte für meinen Sohn ein Konto eröffnen, was ihn sehr begeistert hat. Es ist erstaunlich, wie engagiert 16-Jährige sein können bei der Aussicht auf eine eigene EC-Karte. Mich hingegen begeisterte bereits, dass alle Kundenschalter der Bank frei waren und ich auf eine schnelle Erledigung hoffen konnte. Doch daraus wurde nichts. Ob ich einen Termin habe, wollte die Schalterdame wissen. Hatte ich nicht. Wieso auch? „Nein“, sagte ich, „ich will ja keinen Haarschnitt, sondern ein Konto eröffnen.“ Das gehe aber nicht, wurde ich informiert. Es sei gerade kein Kundenberater da. Ich könne aber einen Termin machen, wenn ich wolle. Wollte ich aber nicht.

Ich bin eher altmodisch. Ich eröffne ein Konto lieber in einer Bank als im Internet. Ein Buch kaufe ich eher im Buchladen als online. Eine Pizza bestelle ich noch immer telefonisch, immerhin. Aber nicht im Netz. Und ich schreibe eher eine SMS als über WhatsApp. Und beim Laufen messe ich meinen Puls nicht mit einem Herzfrequenzmesser, sondern indem ich die Hand auf die Brust lege und die Schläge zähle.

Also sind wir ein paar Tage später in eine andere Bankfiliale. Auch die war fast leer und zu meiner Überraschung wurden wir nicht gefragt, ob wir einen Termin hätten. Im Gegenteil: Ein junger Mann meinte, er sei jetzt unser Berater. Er war vielleicht um die 20, eher ein Auszubildender oder gerade frisch übernommen. Er bat uns in ein Extrabüro und ich sah es schon genau vor mir: Gleich würde er mir eine Ladung Aktivierungscodes, Keywords, Zertfizierungs- und Identifizierungspasswörter auflisten und behaupten, dass ich damit ganz schnell online ein Konto einrichten kann. Ich war froh, dass mein Sohn dabei war.

Aber dann: Wir füllten mit Kugelschreiber Formulare aus richtigem Papier aus, redeten miteinander – und eröffneten tatsächlich innerhalb von zehn Minuten ein Konto. Am Ende bat mich der junge Mann, noch einmal alles durchzulesen und dann zu unterschreiben. Es war alles richtig. Er hatte zwar „Ausweiß“ geschrieben, aber das war egal. Ich habe neue Hoffnung.

Peter Könnicke ist freier Journalist und arbeitet als Lauf- und Fitnesstrainer.

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