zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Neue Köche kochen gut

An vielen Potsdamer Schulen haben die Essensanbieter gewechselt. Teurer wird es in jedem Fall. Ob die Verpflegung auch besser wird, bleibt abzuwarten

Stand:

Keine zusammengepappten Nudeln mehr, keine Kartoffeln, auf denen die Stärke schon sichtbar ist, und vor allem keine Erdbeeren aus China mehr – das Essen an der Steuben-Gesamtschule soll besser werden. „Das sah nicht mehr appetitlich aus“, sagt Schulleiter Frank Brandt rückblickend. Der Caterer allerdings bleibt auch nach der Ausschreibung der gleiche: Sodexo. Das französisiche Großunternehmen ist wegen infizierter Tiefkühlerdbeeren im vergangenen Herbst in die Schlagzeilen geraten. So habe es auch einige Fälle von Brechdurchfällen an seiner Schule gegeben, sagt Brandt. Aber er ist zuversichtlich, die Firma habe schließlich ihren Lieferanten gewechselt.

Vor allem aber hat Sodexo auf ein anderes Zubereitungsverfahren umgestellt. Das Essen wird nun nicht mehr fertiggekocht und warm verpackt geliefert, sondern mit dem sogenannten „Cook and Chill“-Verfahren hergestellt, bei dem die Zutaten vorgegart, schockgefroren und vor Ort wieder erhitzt werden.

Für insgesamt neunzehn Schulen hatte die Stadt nach eigenen Angaben die Essensversorgung ausgeschrieben – allerdings nicht alle auf eigenen Wunsch wie bei der Steuben–Schule. Das Unternehmen Blauart hatte im Frühjahr die Verträge mit neun Schulen gekündigt. Grund: zu niedrige Preise für das Essen, zu hohe Kosten für Lebensmittel, Sprit und Mitarbeiter. In Potsdam legen die Schulen selbst die Kriterien für die Ausschreibung fest, etwa über den Bioanteil oder die Zubereitungsart. Die Schulkonferenz, ein Gremium aus Lehrern, Schülern und Eltern, entscheidet über die Bewerber.

Der Ausschreibung waren an der Steuben-Schule Blauart und Sodexo gefolgt, den Zuschlag von der Schulkonferenz bekam Sodexo - weil sie „ein paar Cent“, so Brandt, günstiger lieferten und: „Für uns stand fest, dass das alte Verfahren der Warmverpflegung definitiv nicht mehr infrage kommt“, sagt Brandt.

Seine Schule ist eine von zehn in der Stadt, die bei ihrem Anbieter geblieben sind. Blauart hat keine großen Einbußen an Abnehmern zu verzeichnen. Hat die Potsdamer Firma zuvor elf Schulen versorgt, sind es nun zehn. Allerdings zu höheren Preisen: So kostet etwa am Helmholtz-Gymnasium das Essen jetzt 3,38 Euro, 75 Cent mehr als bisher. Sodexo verlangt an der Steuben-Schule statt 2,50 Euro nun 2,78 Euro. Ob das Essen wirklich besser wird, kann Brandt noch nicht sagen. Alle Caterer würden sich anfangs sehr bemühen. „Am Anfang ist es wie Zauberei“, sagt er, „da schmeckt's plötzlich und dann nicht mehr.“

Von Sodexo verabschiedet hat sich hingegen die Priesterweg-Grundschule. Sie hat sich für die Radeberger Firma DLS entschieden. „Anfangs war es strittig in der Schulkonferenz, ob es jemand aus Sachsen sein muss“, sagt Elvira Eichelbaum. Denn schließlich sollte möglichst ein regionaler Anbieter das Essen liefern. Überzeugt hat die Schulkonferenz allerdings das Konzept und der Preis von DLS: Für gerade mal 2,99 Euro können die Schüler sich nun an der Vitaminbar bedienen, bekommen Salat, Hauptgericht und Dessert. Und von einem regionalen Anbieter - das Babelsberger Unternehmen Hofmann Menü - kommen in Kooperation mit DLS zumindest Gemüse und Rohkost, die frisch vor Ort zubereitet werden. Aus Radeberg wird Tiefkühlkost geliefert, die aufgewärmt wird.

„Nach einer Woche sehe ich zufriedene Gesichter“, sagt Eichelbaum. Bislang würden alle Lehrer essen gehen, „weil wir uns mit dieser Thematik auseinandersetzen wollen“. Um sicherzustellen, dass die Qualität so bleibt, will die Schule noch im August eine Mensakommission einrichten. Sie soll im regelmäßigen Kontakt mit Essensteilnehmern, Eltern und DLS stehen. Zu DLS wechselten auch die Karl-Förster-Schule und die Rosa-Luxemburg-Grundschule, die zuvor von Blauart beliefert wurde. Am Freitag wird es dort schulintern eine erste Auswertung geben. Grit Weirauch

Grit Weirauch

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })