Landeshauptstadt: Neue Lofts am Havelufer
Altes Kraftwerk wird zum Wohnquartier umgebaut / Investor kauft Industriebrache von Stadtwerken und will Schaltwarte erhalten
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Potsdam-West - Potsdam bekommt ein weiteres Wohnquartier an der Havel: Das alte Kraftwerk der Stadtwerke in der Zeppelinstraße ist verkauft. Noch in diesem Jahr sollen die Bauarbeiten für die bis zu 120 neuen Eigentumswohnungen beginnen, sagte Projektentwickler Mathias Richter auf Anfrage. Damit wird eines der ersten Drehstromkraftwerke Deutschlands, das einst mit Klärschlamm betrieben wurde, erhalten. Bis zu 30 Millionen Euro sollen dafür investiert werden. Die Pläne eines anderen Investors, der das teilweise unter Denkmalschutz stehende Industrie-Ensembles abreißen wollte, sind damit vom Tisch. Denn die Berliner Robert Scharpf Bau-Consult hat sich im Rennen um den Standort durchgesetzt. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte Richter. Die Wohnungen sollen, je nach Lage, zwischen 1800 und 4000 Euro pro Quadratmeter kosten.
Bereits im September 2006 hatte das Unternehmen ein Kaufangebot bei den Stadtwerken abgegeben, im vergangenen Sommer kam es allerdings zu einer Präsentation des Investors Kondor Wessels. Der stellte seine Pläne im Bauausschuss vor, während der zweite Bewerber um das Grundstück unerwähnt blieb. Der Architekt von Kondor Wessels, André Sarbinowski, hatte damals im Ausschuss erklärt: „Es gibt schöne Industriegebäude und es gibt hässliche. Dieses ist hässlich.“ Das niederländische Unternehmen wollte das Ensemble daher abreißen und mit Neubauten versehen. Richter sieht in den Gebäuden, die ab 1901 nach Plänen des AEG-Vorstandmitglieds Klingenberg errichtet wurden, Ambiente mit Stil an einem besonderen Ort. Er möchte den Streifen zwischen art“otel, Persiusspeicher und künftigem Momper-Center als „Persiusufer“ entwickeln. Damit würde der Standort definiert sein, so Richter.
Nicht nur rein äußerlich sollen die Kraftwerksstrukturen erhalten bleiben. Die unter Denkmalschutz stehende Schaltwarte werde erhalten, sagte Richter. Selbst eine öffentliche Nutzung als Foyer sei vorstellbar. Die Stadtwerke als Verkäufer hatten im vergangenen Jahr klären lassen, ob das Schaltwerk der städtischen Elektrizitätswerke aus dem Jahr 1930/31 weiter ein eingetragenes Einzeldenkmal bleibt oder nicht. Die so genannte Kommandobrücke in dem Haus ist ein großer, ovaler Raum. Ein Glasdach sorgte einst für Licht an den symmetrisch angeordneten Armaturen. Viele der Anlagen seien in den letzten Jahren jedoch zerstört worden. Während das niederländische Unternehmen für die Abriss- und Neubaupläne den Wegfall des Denkmalschutzes gebraucht hätte, hoffte Richter auf den Denkmalschutz der Anlage. Den Plänen zufolge werden es nur wenige Einschnitte in das Ensemble geben. Zugemauerte Tür- und Fensterbögen sollen wieder entstehen und auch die Klinker-Stahlfachwerkkonstruktion des Kesselhauses soll erhalten bleiben. Richter verweist als Beispiel der Sanierung von Industriegebäuden auf die Krügerol-Fabrik in Leipzig, die derzeit von Scharpf Bau umgebaut wird.
Das Projekt auf dem 14 900 Quadratmeter großen Grundstück am alten Potsdamer Hafen selbst könnten umgehend realisiert werden. Derzeit werde eine Bauvoranfrage in der Verwaltung geprüft. Der Uferweg, der bislang nicht im Grundbuch eingetragen sein soll, könne in Art und Umfang weiter bestehen bleiben, kündigte Richter an. Das Unternehmen werde in die Nutzungsvereinbarung mit der Stadt eintreten. Gegen mögliche Altlasten auf der Brache habe sich Richter abgesichert. Es soll ein Streitpunkt bei den Verhandlungen gewesen sein. Richter sagte gestern, die Stadtwerke würden die Altlasten beseitigen, sollten welche gefunden werden. Im Zuge des Umspannwerkneubaus an der Zeppelinstraße seien keine gefunden worden. Weitere Projekte in Potsdam wollte er noch nicht nennen: Es werde allerdings nicht das letzte Engagement sein.
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