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Landeshauptstadt: Neue Medien in alten Regalen

Am 5. Oktober 1974 wurde die Bibliothek am Kanal eröffnet. Nur das Haus ist heute noch so wie damals.

Stand:

Am 5. Oktober 1974 wurde die Bibliothek am Kanal eröffnet. Nur das Haus ist heute noch so wie damals. Frau Mattekat, Sie sind die Direktorin der Stadt- und Landesbibliothek. Ist Ihnen nach den Sparplänen von Stadt und Land noch nach feiern? Unser Hauptgebäude am Kanal ist dreißig Jahre alt. Natürlich feiern wir das. In der Bibliothek hat sich seit den 70er Jahren Einiges getan, wir haben ein breites und gutes aktuelles Angebot und das wollen wir an einem solchen Datum publik machen. Mehr als 560 000 Medien stehen in unseren Regalen, Bücher, Videos, CD-Roms, CDs, Kassetten. Bei uns kann man im Internet surfen, in der Brandenburgica blättern, sich Belletristik ausleihen, in einer der mehr als 800 abonnierten Zeitschriften recherchieren oder Sachbücher studieren. Literarische Kostbarkeiten in einem maroden Gebäude. Ganz so drastisch würde ich das nicht formulieren, aber dass an der Fassade und in der Bibliothek Sanierungsbedarf besteht, ist kaum zu übersehen. Außen blättert der Putz ab, innen stehen alte Möbel. Nicht nur, dass die neuen Medien in alten Bücherregalen präsentiert werden müssen, es gibt auch keine gemütlichen Ecken im Haus, in die man sich zum Lesen zurückziehen kann. Die Sitzmöbel sind zum Teil defekt und alles andere als komfortabel. Freihandbibliothek und Magazine sind sehr groß. Das ist auch ein Nachteil. Der Neubau war für 100 Mitarbeiter geplant, heute sind dort knapp 50 beschäftigt. Die um den Lichthof gebauten Etagen sind völlig unübersichtlich. Zwei Mitarbeiter haben dort alle Hände voll zu tun. Für Besucher ist es oft nicht leicht, sich zu orientieren. Was ist mit dem Fahrstuhleinbau? Der wurde wegen Sparmaßnahmen bedauerlicherweise wieder ad acta gelegt. Bei der Diskussion zur historischen Mitte wird auch über den Abriss des Gebäudes nachgedacht. Die Debatte ist spannend. Wir hätten auch sicher nichts dagegen, ins Stadtschloss zu ziehen. Nur diesen Standort wollen wir unter keinen Umständen aufgeben. Wir liegen zentral, sind gut erreichbar. Aber auch ein Umbau im Gebäude könnte die Bibliothek funktionaler und attraktiver machen. Das wird aber bei der derzeitigen Haushaltslage wohl noch einige Zeit dauern. Stimmt. Wir haben zur Zeit aber auch andere Probleme. Nachdem das Land 500 000 Euro Zuschuss für 2005 vertraglich zugesichert hat, muss die Bibliothek damit rechnen, im Zuge des Haushaltssicherungskonzeptes im nächsten Jahr von der Stadt nicht 1,9 Millionen, sondern nur 1,6 Millionen Euro zu bekommen. Das würde zu gravierenden Einschränkungen führen, wir wären gezwungen Zweigstellen zu schließen. Die Bibliothek am Kirchsteigfeld hat rückläufige Besucherzahlen und hohe Mietkosten. Auf sie könnte man vielleicht verzichten, zumal die Bibliothek am Stern nicht weit ist. Die weiteren drei Standorte zu schließen wäre alles andere als sinnvoll. Wie sehe die Bibliothek in fünf Jahren aus – wenn es keine Sparzwänge gebe? Sie wäre aufgepeppt, umgebaut oder in einen Neubau umgezogen, ein gemütlicher Lernort, einladend, inspirierend und mitten in der Stadt. Man geht zum Lesen dorthin, besucht Ausstellungen oder Diskussionsveranstaltungen. Die Fragen stellte Marion Hartig

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