Homepage: Neue Neuigkeiten aus China Leibniz-Edition Potsdam mit Konferenz in Peking
Der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz veröffentlichte 1697 ein Buch mit dem Titel „Novissima sinica“ (Das Neueste aus China). Nun, mehr als 300 Jahre später, gibt es wieder Neuigkeiten aus China, die mit dem Namen Leibniz verbunden sind: Die in Potsdam am Neuen Markt ansässige Leibniz-Edition der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften wird gemeinsam mit dem Research Center of Overseas Sinology (RCOS) in Peking vom 30.
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Der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz veröffentlichte 1697 ein Buch mit dem Titel „Novissima sinica“ (Das Neueste aus China). Nun, mehr als 300 Jahre später, gibt es wieder Neuigkeiten aus China, die mit dem Namen Leibniz verbunden sind: Die in Potsdam am Neuen Markt ansässige Leibniz-Edition der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften wird gemeinsam mit dem Research Center of Overseas Sinology (RCOS) in Peking vom 30. Juli bis zum 1. August eine internationale Fachkonferenz zum Thema „Leibniz“s Politische Philosophie und die ,Novissima sinica““ veranstalten. Nach Angaben des Leiters der Potsdamer Leibniz-Edition, Dr. Hartmut Rudolph, wird es die erste Konferenz zu Leibniz in China überhaupt sein. Rudolph zufolge findet die politische Philosophie von Leibniz in China ein zunehmendes Forschungsinteresse. China sei dabei, sich nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geistig-mental nach außen zu öffnen. Die analytische Philosophie Amerikas habe dabei eine große Bedeutung, doch auch die Ideengeschichte Europas stoße auf Interesse. Rudolph nennt neben Leibniz Martin Heidegger und Immanuel Kant, Karl Marx sei ja „bereits nicht mehr so ungewohnt“. Rudolph zufolge sei in China eine Leere entstanden, die wieder gefüllt werden soll. „Es gibt einen neuen Bedarf nach einer geistigen Orientierung“, stellt der Potsdamer Editionsleiter fest. Monokausale Erklärungen des historischen Materialismus seien zurück gedrängt worden. „Man hat den Eindruck, dass sie begierig andere neue Dinge in sich aufnehmen“, so Rudolph. Für das Interesse an Leibniz gibt es laut Rudolph auch die historische Erklärung: Leibniz finde natürlich Interesse in China, weil er selbst sich für China interessierte. Sein Buch „Novissima sinica“ habe lange das europäische China-Bild seiner Zeit geprägt. Der Universalgelehrte hatte als einer der wenigen europäischen Denker die herausragende Bedeutung Chinas erkannt und propagiert. Leibniz zufolge sollte sich die gesamte Menschheit auf die Werte des christlichen Europa und des konfuzianistischen Chinas stützen. Dr. Rudolph sieht gerade in diesem „Globalismus“ im Denken von Leibniz die Ursache für die Faszination in China. Leibniz, „eine große Gestalt am Anfang der Aufklärung“, so Rudolph, richtete sein Denken auf das Gemeinwohl der gesamten Menschheit aus. Gemeinwohl habe auch die Interessen der anderen Völker einzubeziehen – im Gegensatz zu einer imperialistischen Globalisierung. Das Besondere im Denken von Leibniz: Das Einbeziehen der Interessen anderer erfolgt nicht aus guter Ethik, sondern aus Eigennutz. „Wer blind ist für die Interessen anderer, schadet seinen eigenen Interessen“, resümiert Rudolph. Ohne Gerechtigkeit gäbe es keine Vernünftigkeit. Nur wer seine Entscheidungen nicht ausschließlich am eigenen Interesse ausrichtet, könne seinen Interessen optimal nützen. Neben der Leibniz-Konferenz in China ist die Potsdamer Leibniz-Edition maßgeblich an einer zehn bis zwölfbändigen Auswahl von Leibniz-Texten in chinesischer Übersetzung beteiligt. „Wir beraten, welche Schriften dafür ausgewählt werden“, so Rudolph. Ziel sei, die ganze Breite zu zeigen, „Leibniz als Universalgelehrten“ erkennbar zu machen. Das in die China-Ausgabe Hauptwerke wie die „Theodizee“ und die „Nouveaux Essais sur l''entendement humain“ (Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand) gehören, sei auch für die chinesischen Gelehrten selbstverständlich. Mit hinein gehörten Rudolph zufolge aber auch Texte zur Physik, Geologie, Mathematik, Geschichtswissenschaft, Sprachwissenschaft, politische Philosophie, Metaphysik. „Die Mutter all dieser Texte“ sei die Akademie-Ausgabe, die unter anderem von der Potsdamer Leibniz-Edition mit herausgegeben wird. Guido Berg
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