Landeshauptstadt: Neue Pfeifen in der Nikolaikirche
Schuke-Orgel soll bis Ende August aufgebaut sein und zum Gottesdienst am Tag der Einheit erklingen
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Schuke-Orgel soll bis Ende August aufgebaut sein und zum Gottesdienst am Tag der Einheit erklingen Innenstadt - Die neue Orgel kommt – am 27. Juli auf einem Lastwagen mit Anhänger über die Autobahn. Gelenkt wird das Gefährt von Orgelbaumeister Joachim Kreienbrink, der in seiner traditionsreichen Werkstatt in Georgsmarienhütte das Instrument für die Potsdamer Nikolaikirche seit März restauriert hat. Bevor die Potsdamer ihre neue Altarorgel zu Gesicht bekommen, haben sie in Georgsmarienhütte schon über 150 Menschen besichtigt – Kreienbrink hatte sie vor einigen Tagen in seiner Werkstatt ausgestellt. Das Instrument habe den Leuten gut gefallen, so der Orgelbauer. Nun habe er es aber bereits für den Transport in Einzelteile zerlegt. Die Orgel muss auf den Lkw passen, und auch durch die Kirchtür. Vor dem Einpacken werde er noch die Oberfläche des Gehäuses schleifen. „Alles, was Dreck macht, machen wir noch hier, der Rest passiert in der Nikolaikirche.“ Nächste Woche wird Kreienbrink beginnen, die Orgelstücke auf den Wagen zuladen. Jede einzelne der rund 1600 Pfeifen wickelt der Meister persönlich in eine Decke. Die handgefertigten, teilweise bis zu dreieinhalb Meter langen Röhren aus Zinn, Blei und Kupfer werden vorsichtig dicht nebeneinander gelegt. „Sie müssen sich auf dem Anhänger gegenseitig halten, sonst sind sie ganz schnell platt“, erklärt Kreienbrink. Darum müsse der Lkw nach seiner Ankunft in Potsdam auch gleich wieder entladen werden. Laut Nikolaikirchen-Sprecherin Anja Kriebel ein Problem: Wegen der Bauarbeiten am Alten Markt könne der Laster nicht direkt vor der Kirche halten. Viele Gemeindemitglieder und Freunde werden deshalb tragen helfen. „Ob alle Teile unbeschadet ins Kircheninnere gebracht werden können, muss sich am Mittwoch zeigen“, so Kriebel. Gegen 10 Uhr soll Kreienbrink in Potsdam eintreffen. Die Fahrt hierhin wird er „wie auf rohen Eiern“ absolvieren. Schließlich hat das Instrument einen berühmten Namen: 1954 wurde die Orgel von Karl Schuke in Berlin erbaut, dem Nachfolger des Potsdamer Orgelbaumeisters Alexander Schuke. Sie stand seitdem in einer Neubau-Kirche aus den 50er Jahren im nordrheinwestfälischen Altenessen, die mittlerweile abgerissen wurde. Die dortige Gemeinde hatte die Orgel der Nikolaikirche, deren historische Sauer-Orgel im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, geschenkt. Kreienbrink hatte das Instrument am alten Standort abgebaut, saniert und passend gemacht. Das Gehäuse musste er völlig erneuern, damit es sich in den denkmalgeschützten Schinkelbau einfügt. Nun steht es auf Rollen, um bei Bedarf zusammengeschoben zu werden. Um den sechseinhalb Meter hohen Kasten in seiner Werkhalle bearbeiten zu können, wurde das Dach angehoben. Kosten für Umbau und Transport: rund 103 000 Euro – die Nikolaigemeinde sammelt dafür immer noch Geld. Am 4. September begleitet in der Nikolaikirche zum ersten Mal seit 60 Jahren wieder eine große Orgel den Gottesdienst. Bis zum 3. Oktober muss sie dann eingespielt sein, damit bei der Fernsehübertragung des Gottesdienstes zum Tag der Einheit alles gut klingt.J. Wedemeyer
J. Wedemeyer
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