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Homepage: Neue Phase für Jüdische Studien Fragen zur Ausrichtung nach Instituts-Gründung

Zum kommenden Wintersemester startet der Lehrbetrieb an dem neu gegründeten „Institut für Jüdische Studien“ der Uni Potsdam. Nach der einstimmigen Entscheidung für das neue Institut im Fakultätsrat der philosophischen Fakultät (PNN berichteten) äußerten alle Beteiligten an der Universität Zufriedenheit und Zustimmung.

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Zum kommenden Wintersemester startet der Lehrbetrieb an dem neu gegründeten „Institut für Jüdische Studien“ der Uni Potsdam. Nach der einstimmigen Entscheidung für das neue Institut im Fakultätsrat der philosophischen Fakultät (PNN berichteten) äußerten alle Beteiligten an der Universität Zufriedenheit und Zustimmung. Vor der Presse sagte Uni-Präsidentin Sabine Kunst, es entstehe nun ein „Anlaufpunkt“ für die Studierenden des bereits seit 1994 bestehenden Studiengangs „Jüdische Studien“.

Walter Homolka, Rektor des Potsdamer Abraham Geiger Kollegs (AGK), sprach sogar vom „Wunder von Potsdam“. Für Sabine Kunst hat die Institutsgründung einen „besonderen Charme“, da Rabbiner Homolka als Honorarprofessor in das Institut eingebunden werde. Künftig soll ein wichtiger Teil der Rabbiner-Ausbildung des AGK auch an der Uni stattfinden. Neben Homolka werden sechs weitere Professuren mit dem Institut verknüpft. Diese Professuren lehren in einer Doppelmitgliedschaft an dem Institut für Jüdische Studien und einem weiteren Institut der Uni. Somit werden, wie Präsidentin Kunst erklärte, bis auf eine Koordinatorenstelle keine zusätzlichen Stellen für das Institut geschaffen.

Andernorts löste die Instituts-Gründung allerdings Verwunderung aus: „Mit uns hat niemand gesprochen“, sagte Julius H. Schoeps, Direktor des Potsdamer Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien (MMZ) den PNN. Das MMZ ist als An-Institut mit der Uni verbunden. Er habe aus der Zeitung von der Gründung erfahren, so Schoeps, der bis vor kurzem einen Lehrstuhl für Neuere Geschichte an der Universität bekleidete und am Aufbau des Studiengangs Jüdische Studien beteiligt war.

Mit der Neubesetzung der Lehrstühle für Neuere Geschichte und für Religionswissenschaft treten die Jüdischen Studien in Potsdam derzeit in eine neue Phase ein. Bei dem Pressegespräch blieb jedoch weitgehend unklar, welche Rolle das MMZ bei der Entwicklung des neuen Instituts spielen wird. Prof. Norbert Franz, ehemaliger Dekan der Philosophischen Fakultät, sagte mit Blick auf das MMZ, alle müssten künftig an einem Strang ziehen. Er ließ keinen Zweifel daran, dass dies aus seiner Sicht zuvor nicht der Fall gewesen war.

„Nach den Maßstäben des Fachs sind wir ein Großbetrieb“, sagte Prof. Christoph Schulte. Der Professor für jüdische Studien und Philosophie zählt zu den Begründern des Faches in Potsdam. Er verwies auf den Erfolg des in diesem Jahr zu Ende gegangenen Graduiertenkollegs „Makom“. Sechs Jahre lang hatten insgesamt 30 Doktoranden, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), zu der Rolle von Orten im Judentum geforscht. Mit großem Erfolg, wie Schulte betonte. „Alle Absolventen haben einen Job“, sagte er. Und der Erfolg solle wiederholt werden. Es sei geplant, eine Graduiertenschule nach DFG-Bedingungen zu gründen. Auch sei im letzten Herbst der Bachelor-Studiengang für das Fach eingeführt worden. In diesem Herbst komme dann der Master, kündigte Schulte an. Angesichts dieser Herausforderungen, sei die Gründung eines Instituts unumgänglich gewesen.

Eine Besonderheit der Jüdischen Studien in Potsdam ist die „Durchlässigkeit“: Prinzipiell kann jeder Student sich zu Fragen des Judentums weiterbilden. Dies gilt auch für die jüdische Aufklärung und Philosophie, die einen Schwerpunkt darstellen. Die jüdische Aufklärung, für die der Philosoph Moses Mendelssohn als ihr bekanntester Vertreter steht, musste zwischen Glaube und Wissenschaft im 18. und 19. Jahrhundert eine besondere Spannung aushalten. Nun ist es das neue Uni-Institut, das zwischen Geiger-Kolleg und Mendelssohn-Zentrum in ein ähnlichen Spannungsfeld geraten ist.

Mark Minnes

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