zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Neue „Schlossherrin“

Sanssoucis neue Kastellanin – Angelika Scholz

Stand:

Sanssoucis neue Kastellanin – Angelika Scholz Von Erhart Hohenstein Seit 140 Jahren lag der Weinkeller von Sanssouci im Dornröschenschlaf, nun wird er wachgeküsst. Das könnte man als Morgengabe für die neu berufene Kastellanin des Weinbergschlosses, Angelika Scholz, verstehen. Die Mittdreißigerin hat sich gegen mehrere Mitbewerber durchgesetzt. Zugute kam ihr dabei, dass sie den Sommersitz Friedrichs des Großen bis zur letzen Tapetentür kennt. Nachdem sich die Baufacharbeiterin mit Abitur bewusst geworden, dass sie dieses Metier nicht befriedigte, führte sie seit 1990 durch Sanssouci und studierte dann Museologie. Nach der Pensionierung ihrer Vorgängerin Hannelore Thimm hat sie deren Aufgaben ein Jahr lang kommissarisch fortgeführt, nun ist sie seit Mitte des 18. Jahrhunderts in der langen Ahnenreihe der Kastellane von Sanssouci die Nr. 17 - und erst die zweite Frau! Ihre Berufung fällt mitten in die Umstrukturierung der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, die den Kastellanen mehr Entscheidungsmöglichkeiten einräumt und höhere Mitverantwortung überträgt. Dies betrifft auch den Weinkeller, der mit Sponsorenhilfe bis Dezember wieder hergerichtet wird und ab der Saison 2005 für kleine und feine Sonderveranstaltungen und -führungen genutzt werden soll. Die Weine historischer Sorten, wie sie vom Alten Fritz und von Friedrich Wilhelm IV. getrunken wurden, sind schon bestellt. Aber auch in der Schlossküche über dem Weinkeller gibt es mit der Kaffeküche und der dazu gehörenden Cafetier(Aufseher)stube zwei nach Restaurierung neu hinzukommende Räume, die mit alten Gerätschaften ausgestattet und in Führungen einbezogen werden sollen. Mit Denkmalpfleger Klaus Dorst und anderen Spezialisten der Stiftung sitzt Angelika Scholz zudem über einer Ausstellungskonzeption für den Normannischen Turm, der neben der Bildergalerie und dem Mausoleum an der Friedenskirche ebenfalls zu ihrem Verantwortungsbereich gehört. Die jetzt noch leeren Turmstuben des wiederhergestellten und sanierten Aussichtbauwerks auf dem Ruinenberg sollen kleinere Dauerausstellungen aufnehmen. Die höhere Verantwortung bedeutet für die Kastellane ja auch, die Öffnungszeiten der Baudenkmale zu erweitern und die Besucherzahlen zu steigern. Nur für das überlaufene Sanssouci trifft dies nicht zu, hier wurde die Zahl der Tagesgäste auf 1800 limitiert. Dass die Billets für Gruppen weggehen und der Einzelbesucher kaum eine Chance hat, ist aber falsch. „Täglich werden ab 9 Uhr 960 Karten für diesen Personenkreis verkauft“, stellt Angelika Scholz richtig. Die Tätigkeit der Schlosskastellanin schließt die persönliche Führung Prominenter ein, hat aber daneben durchaus prosaische Seiten. Dazu zählt die Sicherung der Beheizung, der täglichen Reinigung und der Kunstschätze vor Diebstahl und Beschädigung. Zum zehnköpfigen, im Sommer um sechs Saisonkräfte aufgestockten Team gehören deshalb neben Schlossführern und Kassenkräften auch Wachmann, Aufsichten, Putzfrau und Hausmeister. Diebstähle gibt es im Refugium Friedrichs des Großen nicht, kleinere Beschädigungen aber doch. Manchmal wird die Kastellanin auch zum Eingang gerufen, weil zu spät gekommene Gruppen sofort Einlass verlangen. Solchen Streit schlichtet sie ebenso charmant wie konsequent.

Erhart Hohenstein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })