Landeshauptstadt: Neue Schulstrukturen
Schulleiter fordern Generaldebatte über Schulnetz
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Drei Schulleiter Potsdamer Oberschulen haben eine Generaldebatte über die künftige Schulstruktur der Landeshauptstadt gefordert. In ihren Reden vor den Mitgliedern des Bildungsausschusses am Mittwoch baten Dr. Vera Paul, Dr. Dirk Lenius und Dieter Degenkolbe die Stadtverordneten, den beabsichtigten Schulschließungen dreier städtischer Oberschulen nicht zuzustimmen, um stattdessen eine Schulstrukturreform einleiten zu können. In Potsdam ist die vor einem Jahr eingeführte Oberschule Verlierer der Anmeldeverfahren für neue Schüler, daher müssen fünf der neun als Regelschule geltenden Einrichtungen geschlossen werden, während die Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe und Gymnasien einen ungeahnten Zulauf erleben.
Die Verwaltung will die Benz- und Curie-Oberschule schließen sowie die Luxemburg-Schule zu einer Grundschule machen. Die drei Schulen sind vom staatlichen Schulamt wegen mangelnder Anmeldezahlen bereits aus dem laufenden Anwahlverfahren ausgeschlossen worden. „Das stellt einen Verstoß gegen das brandenburgische Schulgesetz Paragraf 53 Absatz 1 sowie die Sekundarstufen-Eins-Verordnung dar“, sagte Lenius, Schulleiter der Benz-Oberschule. Daher müsse das gesamte Ü7-Verfahren in der Stadt überprüft werden. Dabei gehe es Lenius nicht um die Abschaffung der Gesamtschulen, betonte er. Jedoch wolle er für die Oberschulen eine faire Chance im Bildungswesen, damit diese „nicht zu Auffangorten für Lernunwillige und verhaltensauffällige Schüler degradiert werden“. Das momentane Ü7-Verfahren zum Übergang aus der Grundschule in die weiterführenden Schulen stelle Kleinwagen gegen Sportwagen an die Startlinie. Das Messen der beiden empfinde er als „puren Zynismus“. Bei der Konkurrenz zwischen Gesamtschulen und Oberschulen, die im Sekundarbereich bis Klasse 10 fast identisch aufgebaut seien, gewinne die Gesamtschule. Vera Paul erklärte, die Grundlagen für jetzige Entscheidungen seien seit langem geschaffen worden.
Der CDU-Fraktionschef Steeven Bretz warf der Verwaltung vor, ihn nur noch als „Stimm-Vieh“ zu behandeln. „Ein konstruktives Gestalten ist nicht mehr möglich“, so Bretz. Es würde erst informiert, wenn schon alles vorbei sei. Dann gehe es nur noch darum: wer stimmt zu und wer nicht? Seit Jahren sind keine Gelder in die Sanierung der Luxemburg- und Curie- Schule geflossen, weil Schulentwicklungspläne diese Standorte als nicht gesichert definierten. Inzwischen bestehe ein Sanierungsbedarf von 7,8 Millionen Euro. Eine Entscheidung zu den Vorlagen, die die Schließung der Schulen vorsehen, soll nicht vor August fallen. Die Verwaltung sieht keine Chancen, die Standorte zu erhalten. Jan Brunzlow
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