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Landeshauptstadt: Neue Sichtachsen

Grenzweg des Potente-Stücks lockt nach Wiederherstellung Spaziergänger an

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Sanssouci - Von der Orangerie öffnet eine aus zwei Reihen von Krimlinden bestehende Allee die Sicht auf das hell leuchtende Belvedere auf dem Klausberg. Sie bildet den gartengestalterischen Höhepunkt des so genannten Potente-Stücks, das nach dem Hofgärtner Georg Potente benannt ist. Gemeinsam mit Hofgartendirektor Adolf Fintelmann hatte er auf Anordnung Kaiser Wilhelms II. dem einst von zwei Windmühlen besetzten, zerklüfteten Gelände zwischen 1904 und 1908 ein neues Gesicht gegeben. Es wurde vom südöstlich unter einer Brücke hindurch zur Maulbeerallee führenden Kronprinzenweg und im Norden durch den Grenzweg zur Bornstedter Gemarkung eingefasst. Bepflanzt wurde die Partie vornehmlich mit Nadelbäumen, dazu Birken, um ihr ein „nordisches“ Aussehen zu geben.

Ein Jahrhundert später hat die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Wegeverlauf und Bepflanzung des Potentestücks wieder auf seine ursprüngliche Gestalt zurückgeführt. Gestern stellten der stellvertretende Gartendirektor Jörg Wacker und der für das Sanssouci-Revier zuständige Fachbereichsleiter Sven Hannemann die Arbeiten vor. Sie konzentrierten sich auf die Wiederherstellung des fast zugewachsenen Grenzweges. Nun lädt er mit fünf Meter Breite, mit gelbbraunen Promenadengrant belegt und von Kofsteinpflasterstreifen eingefasst, wieder zum Spazierengehen ein. Auch die Entwässerung wurde erneuert, wobei man auf aus der Kaiserzeit noch erhaltene Anlagen zurückgreifen konnte. Wieder freigelegt wurden die Sichten in die Landschaft, so auf das Katharinenholz und die angrenzenden Äcker. Der Stiftung war es gelungen, hier die Errichtung eines Baumarktes zu verhindern. Die Agro Uetz-Bornim GmbH baute 2004 auf den früher vom Krongut Bornstedt genutzten Flächen wieder Getreide an. Sie hat aber in den letzten beiden Jahren die Felder nicht mehr bestellt, so dass hier Unkraut wuchert.

Ein erfreulicherer Anblick bietet sich vom Ruheplatz in einer Kurve des Grenzweges, wo demnächst noch eine Bank aufgestellt wird. Hier sieht er das von Bäumen gerahmte, heute als Gaststätte genutzte Drachenhaus, das 1770 von Gontard im chinesischen Stil als Winzerhaus errichtet worden war. Die Arbeiten am Potente-Stück schlossen auch die Wiederöffnung einer Sichtachse in Richtung Stadt ein, dessen Endpunkt früher die Heiligengeistkirche war. Heute sieht der Betrachter allerdings nicht mehr den barocken Kirchturm, sondern eine modernistische Konstruktion, die im Volksmund „Raketenabschussbasis“ genannt wird.

Erhart Hohenstein

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