Landeshauptstadt: Neue Vorwürfe gegen frühere Educon-Chefin Weitere Ermittlungen / Baustopp an Villenprojekt
Gegen zwei zentrale Figuren in der Betrugsaffäre bei dem Bildungsdienstleister Educon werden Vorwürfe auch in anderen Zusammenhängen erhoben. Gegen die frühere Educon-Geschäftsführerin Carina A.
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Gegen zwei zentrale Figuren in der Betrugsaffäre bei dem Bildungsdienstleister Educon werden Vorwürfe auch in anderen Zusammenhängen erhoben. Gegen die frühere Educon-Geschäftsführerin Carina A. und ihren Lebensgefährten Michael H. ermittelt die Potsdamer Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Körperverletzung und weiteren Delikten. Gegen H. ist überdies ein Verfahren wegen falscher Verdächtigung anhängig, bestätigten Potsdamer Justizkreise, ohne aber weitere Details zu nennen.
Bei den Vorwürfen geht es um Nachwehen eines vor einem Jahr eskalierten Nachbarschaftskonflikts (PNN berichteten). Strafanzeige gestellt hat der Berliner Georg Maske, der an der Stadtgrenze zu Babelsberg wohnt. Seinen Angaben nach – die er mit einem Videomitschnitt juristisch belegen will – habe ihn der Hund des Paars A. und H. gebissen. Beide bestreiten das. Eine Schadenersatzklage am Landgericht ist noch nicht entschieden. Allerdings sieht Maskes Anwalt Wolfdietrich Prelinger Parallelen zu den jetzigen Vorgängen bei Educon: „Auch meinem Mandanten haben sich von rechtlichen Drohungen nicht verunsichern lassen.“ Schüler von Educon, die dem privaten Bildungsunternehmen Vertragsbruch vorwerfen, hatten von mündlich angedrohten Verleumdungsklagen berichtet. „Man darf sich davon nicht abschrecken lassen“, sagte Prelinger, der mit seinem Mandanten A. und H. auch wegen angeblicher Falschaussagen während der juristischen Verfahren angezeigt hat.
In Sachen Educon ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Carina A., Michael H. und zwei weitere Verdächtige wegen Subventionsbetrugs und Untreue. Es geht um Vorgänge bis ins Jahr 2006, zu den Geschädigten soll das Bildungsministerium gehören. Die Landesbehörde hatte Anfang Juni in Potsdam und Cottbus drei staatlich geförderte Berufsfachschulen von Educon geschlossen. Der Schulträger habe zu hohe Schülerzahlen angegeben, um Zuschüsse zu erschleichen, so der Vorwurf. Für dieses Jahr hatte Educon 871 Schüler gemeldet, laut Ministerium können bisher nur 313 nachgewiesen werden. Seit dem Schuljahr 2006/2007 haben Educon-Schulen aus dem Brandenburger Haushalt weit mehr als 10 Millionen Euro erhalten. Die Educon-Gruppe bestreitet alle Vorwürfe.
Über Jahre hinweg war Carina A. Chefin von Educon – bis mindestens vergangenen Sommer, dann zog sie sich aus unbekannten Gründen zurück. Auch ihr Lebenspartner Michael H. war mit dem Unternehmen dicht verbunden: So wurde er im Juni vor einem Jahr noch als neuer Rektor einer neuen Educon-Hochschule in Berlin-Adlershof vorgestellt. Educon war offensichtlich auch Hauptauftraggeber seiner Internet-Firma „Bit-Prof“, die die Webauftritte für die weit verzweigte Unternehmensgruppe programmiert hat. Seit mehreren Wochen aber stehen die Büros von „Bit-Prof“ leer – sie befanden sich auf dem „Com City“-Gelände in der Behlertstraße, gleich beim Potsdamer Educon-Hauptgebäude in der Berliner Straße. Eine neue Adresse ist nirgends zu finden. Ebenso stockt ein Villenprojekt des Pärchens in der Stubenrauchstraße 10. An dem Rohbau am Griebnitzsee-Uferweg haben Anwohner seit vielen Wochen keine Bauarbeiter mehr gesehen. Ebenso soll eine Privatwohnung von H. in der Virchowstraße ungenutzt sein, heißt es. Unbestätigten Meldungen zufolge soll Carina A. wieder ihren Mädchennamen H. angenommen haben und inzwischen in Stuttgart gemeldet sein. Ebenso existiert eine Adresse in Wildenbruch bei Michendorf. PNN-Anfragen bei ihrem Anwalt nach einem Interview wurden abgelehnt. Laut der Staatsanwaltschaft besteht für beide aber „keine Fluchtgefahr“. HK
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