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Landeshauptstadt: Neuer Anlauf für Kastellanhaus

Älteste Potsdamer Gaststätte soll wiederbelebt werden / Stiftung optimistisch

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Älteste Potsdamer Gaststätte soll wiederbelebt werden / Stiftung optimistisch Von Erhart Hohenstein Am Stern. Seit der Schließung 1992 blieben alle Bemühungen erfolglos, die Gaststätte im Kastellanhaus des Jagdschlosses Stern wiederzubeleben. Dazu unternimmt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten jetzt einen neuen Versuch. Wie berichtet, hat sie das aus dem Jahr 1733 stammende Gebäude für einen Investor zur Erbpacht ausgeschrieben. Damit folgt sie dem erfolgreichen Modell des Ausbaus der Meierei Neuer Garten zur Gaststättenbrauerei. Als Verkehrswert wurden für das Kastellanhaus unter Berücksichtigung des Bauzustandes 175 000 Euro ermittelt, für die Instandsetzung müssten allerdings etwa 670 000 Euro aufgebracht werden. Angesichts dieser hohen Summe dürfte die Gewinnung eines Investors schwierig werden. Das räumte gegenüber den PNN auch der stellvertretende Generaldirektor und Verwaltungschef der Stiftung, Heinz Berg, ein. Dennoch habe die Ausschreibung gute Erfolgsaussichten. Berg verwies auf den jungen Förderverein Jagdschloss Stern und Parforceheide, den in diesem Jahr die Wochenendöffnung des aus Personalmangels seit langem nicht mehr zugänglichen einzigen Schlossbaus des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. sichern und zu Wanderungen durch die 1725 bis 1729 zum Jagdgebiet ausgebaute Heide einladen wird, deren acht sternförmige Gestelle (Jagdwege) sich an Schloss und Kastellanhaus in einem großen Wegekreuz treffen. Das Wegenetz soll durch einen Brückenschlag für Fußgänger und Radfahrer über die Nutheschnellstraße Richtung Güterfelde der ursprünglichen Führung folgend ergänzt werden. Davon verspricht sich die Stiftung eine wesentliche Belebung des Ausflüglerverkehrs. Heinz Berg weist außerdem darauf hin, dass für den Ausbau des Hauses zur Gaststätte auf 135 Quadratmeter Nettogeschossfläche jetzt größere Planungssicherheit besteht. Dazu habe die Stadtverwaltung die entsprechenden Bescheide erteilt. Küche und Wirtschaftsräume können wieder im Souterrain untergebracht werden, ebenso ist die Einbeziehung des bereits früher als Gastraum genutzten Mansardgeschosses unter dem Dach möglich, das nicht ganz die Höhe eines Vollgeschosses erreicht. Erneuert werden soll auch der Biergarten. Ein potenzieller Investor könnte sich auf wesentliche Vorarbeiten stützen. Dazu zählen eine restauratorische Untersuchung durch die Stiftung und ein von der Potsdamer Fachhochschule angefertigtes Aufmaß. Ebenso liegt aus dem Jahr 2002 ein Instandsetzungs- und Modernisierungskonzept vor. Zur Gestaltung der Umgebung des Kastellanhauses laufen Absprachen mit der Stadt, der der größte Teil des Geländes gehört. Neben einer attraktiveren Gestaltung der Fläche des Großen Wegekreuzes und einer besseren Anbindung an das Wohngebiet Stern geht es dabei auch um veränderte Zufahrtsregelungen, die das Parken von der Autobahn kommender Lastzüge ausschließen. Mit einem Erfolg der Ausschreibung würde die wahrscheinlich älteste Potsdamer Gaststätte wiederbelebt. Für das eingeschossige Fachwerkhaus mit Mansarddach besaß der Kastellan von Anfang an eine Schankberechtigung. Sie diente damals vor allem für die Bewirtung der königlichen Jagdgäste. 1779 wird die Genehmigung für den „Wein- und Caffee-Schank“ bestätigt. Saßen die Gäste anfangs im Freien unter berankten Lauben, wurden ab dem 19. Jahrhundert auch Räume im Haus genutzt. Ab 1926 wurde das Lokal durch die neugebildete Schlösserverwaltung verpachtet. In 50er Jahren als „Altes Jagdschloss“ durch die HO-Gaststättendirektion übernommen, erlebte das Haus vor allem durch sein Angebot an Wildgerichten einen zeitweiligen Aufschwung und wurde zum Treffpunkt von vielen DEFA-Filmschauspielern. Nach der deutschen Wiedervereinigung schloss das Haus 1992 vor allem wegen seines schlechten Bauzustandes, hygienischer Mängel im Küchenbereich, aber auch von den Ausflüglern als überzogen empfundenen Getränkepreisen sogar im Biergarten die Pforten.

Erhart Hohenstein

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