zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Neuer Anlauf: Kostenlose Tickets für Schüler gefordert Oberbürgermeister soll mit Verkehrsbetrieb verhandeln: Idee ist Modell des Semestertickets

Es klingt wie ein unhaltbares Wahlversprechen: Kostenlose Fahrtkosten für Schüler in Potsdam. Ein Versuch, an dem sich bisher verschiedene Initiativen die Zähne ausgebissen haben.

Stand:

Es klingt wie ein unhaltbares Wahlversprechen: Kostenlose Fahrtkosten für Schüler in Potsdam. Ein Versuch, an dem sich bisher verschiedene Initiativen die Zähne ausgebissen haben. Verwaltung und Verkehrsbetrieb blieben stur, die etablierte Kommunalpolitik resignierte. Doch nun gibt es einen neuen Versuch in der Landeshauptstadt. Einen, der es sich nach Ansicht der Stadtverordneten von Linke, CDU, Familienpartei und Die Andere durchzurechnen lohnt. Denn warum soll für Schüler nicht möglich sein, was für Studenten schon lange gilt: Ein eigenes, auf sie zugeschnittenes Ticket für den öffentlichen Nahverkehr.

Das Modell von der Fraktion Die Andere klingt einfach, ist es nach Ansicht von Jörg Kwapis auch. Der Mathematiker berät die Fraktion in Bildungsthemen und hat nun eine einfache Rechnung vorgelegt, wie die Stadt ein kostenloses Schülerfahrticket anbieten kann und dabei nicht einmal zusätzliche Millionen aus dem Stadthaushalt zaubern muss. Seine einzige Forderung: Oberbürgermeister Jann Jakobs soll mit dem Potsdamer Verkehrsbetrieb über ein neues Schülerticket verhandeln. Als Zielkorridor sei ein Preis von zehn Euro für ein Monatsticket anzupeilen. Zum Vergleich: Bislang kostet ein Schülerticket 26,30 Euro monatlich.

Kwapis sieht in einem kostenlosen Ticket weit mehr als einen kostenlosen Transport. „Wir müssen aus der Borniertheit unseres Denkens herauskommen“, sagt er. Schüler, die jahrelang kostenlos den ÖPNV genutzt haben, würden sich womöglich später für einen komplett kostenlosen Nahverkehr aussprechen. Eine Idee, die in anderen Städten in Europa bereits funktioniere, so Kwapis.

Doch wie kann die Stadt sparen und ein kostenloses Ticket anbieten? Die Fraktion Die Andere rechnet es vor. Bislang hieß die Antwort auf die Frage, wie viel kostet der kostenlose Schülertransport in Potsdam – das Ergebnis aus 13 000 Schüler mal 26,30 Euro im Monat. Für Kwapis zu kurz gedacht. Denn wenn der Verkehrsbetrieb mit einer Art Solidargemeinschaft tausende neue Kunden bekommt, die auch nicht das gesamte Angebot sondern nur spezielle Verkehrsmittel und zu bestimmten Zeiten nutzen, kann er einen Sonderpreis anbieten. Wie es der Verkehrverbund Berlin-Brandenburg für die Studenten gemacht hat. Die fahren für 22 Euro im Monat durch ganz Brandenburg und Berlin.

Die Idee der Fraktion, ein Ticket für zehn Euro und für alle Schüler, würde insgesamt 1,56 Millionen Euro kosten. Erstmal, denn Kwapis rechnet weiter: Abzüglich der jetzigen Aufwendung der Stadt zur Erstattung von Schülerfahrtkosten (456 000 Euro), den Zuschüssen des Landes zum Schülerverkehr (240 000 Euro) sowie Einsparungen durch geringeren Aufwand bei Verwaltung und Verkehrsbetrieb würde die Stadt dann gut eine halbe Million Euro auf die jetzigen städtischen Zuschüsse draufzahlen, um kostenlose Schülerfahrten zu ermöglichen. Das Geld kommt zudem einem städtischen Betrieb zugute, der auch von den Zuschüssen der Stadt und den Gewinnverteilungen innerhalb der Stadtwerke lebt.

Das ist eine Variante, die es zu prüfen gilt, sagte Jana Schulze (Die Linke) im Bildungsausschuss. Auch Sieglinde Lehmann (CDU) sprach sich im Namen ihrer Fraktion für die Prüfung aus. Auch wenn sie sich vorstellen könnte, dass die Eltern dann den Ticketpreis bezahlen.

Die Stadt lehnt den Vorschlag ab und hält an ihrer nach eigener Bezeichnung „familienfreundliche“ Satzung der Schülerfahrtkosten fest. Demnach würde es künftig ab dem dritten Kind eine Ermäßigung geben. Das macht für eine Familie mit drei Kindern anstatt 78 Euro im Monat Fahrtkosten nur noch 63 Euro im Monat. Eine Regelung, die Jana Schulze als „sozial unverträglich“ bezeichnet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })