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Potsdam: Neuer Edelstahl für die Kolonnaden

Die Säulenreihen an der Glienicker Brücke sind marode. Seit Montag werden sie saniert – im Herbst soll der erste Teil fertig sein.

Von Katharina Wiechers

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Potsdam - Sie empfangen jeden, der über die Glienicker Brücke nach Potsdam kommt: die prachtvollen Kolonnaden aus Sandstein rechts und links der Berliner Straße. Doch die Witterung hat den neobarocken Säulenreihen stark zugesetzt, der Stahl im Inneren ist durch eindringende Feuchtigkeit völlig verrostet. Deshalb müssen sie nahezu vollständig abgebaut und saniert werden – am gestrigen Montag haben die Arbeiten an der südlichen Kolonnade begonnen. Bis zum 25. Jahrestag des Mauerfalls im November sollen sie abeschlossen sein.

Als ersten Schritt hob das Team des Potsdamer Bauingenieurs Thomas Bolze am Montag den oberen Teil des Geländers ab und schaffte es zur Seite. Sind die unteren Bauteile entfernt, soll ein Gerüst die Konstruktion stützen – dann können nach und nach auch die Säulen und der obere Teil abgenommen werden. Direkt vor Ort wird dann das verrostete Metall entfernt und durch Edelstahl ersetzt, wie Bolze den PNN erklärte. Das ist dringend nötig, weil der alte Stahl sich durch den Rost ausdehnt und den Sandstein sprengen könnte. Einige kleinere Risse sind dadurch bereits entstanden, auch sie sollen nun vor Ort mit Kunstharz gekittet werden. Und auch den mittlerweile dunkelgrauen Sandstein wollen die Experten reinigen. „Eine Patina bleibt aber erhalten, es soll danach nicht nagelneu aussehen“, verspricht Bolze. Damit die Arbeiten direkt an der Brücke durchgeführt werden können, wird ein Stück Wiese hinter der Kolonnade abgezäunt. „Der Transport in eine Werkstatt wäre zu teuer“, sagte Bolze.

Apropos teuer – gut 400 000 Euro kostet die Sanierung. Rund 54 000 Euro hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beigesteuert, die für das Projekt gesammelt hat. „Die Spenden kamen genauso aus Potsdam und Berlin wie auch dem Rest der Bundesrepublik“, wie die Leiterin der Stiftungsaußentelle Potsdam, Heidi Gerber, sagte. Den Großteil der Kosten muss mit 350 000 Euro allerdings die Stadt selbst tragen. Eigentlich sollte die Sanierung ganz aus Spendengeldern finanziert werden, doch dann stellte sich heraus, dass die Kolonnaden maroder sind als angenommen. Da das Bauwerk an der Berliner Straße liege, müsse auch zur Gefahrenabwehr gehandelt werden, hieß es aus der Bauverwaltung. Außerdem könnten bei einem Aufschub der Sanierungsarbeiten Passanten durch herabstürzende Steinteile gefährdet werden. Sogar die komplette Standsicherheit der Kolonnaden wurde infrage gestellt.

Bei den 350 000 Euro handelt es sich um städtische Mittel, die im vergangenen Jahr nicht ausgegeben werden konnten. Die Idee zu dieser Art der Finanzierung hatte der Bereichsleiter im Fachbereich Grün- und Verkehrsflächen, Thomas Schenke, der auch für die Glienicker Brücke zuständig ist. Er war es dann auch, dem Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Montag für seinen „konstruktiven Vorschlag“ dankte und der den Spendenbescheid in die Hand gedrückt bekam.

Insgesamt eine Million Euro kostet die Sanierung des Sandsteinensembles. Bislang wurde lediglich der einzeln stehende Pylon vis-à-vis der Villa Schöningen wiederhergestellt, 20 000 Euro hatte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz dafür gesammelt. Nach der südlichen Kolonnade, die jetzt saniert werden muss, ist die nördliche neben dem Pylon an der Reihe – allerdings steht dafür die Finanzierung noch nicht.

Die Kolonnaden wurden 1907 gemeinsam mit der Glienicker Brücke eingeweiht. Nach zwei Holzbrücken, von denen die erste bereits unter dem Großen Kurfürsten in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts errichtet wurde, und einer von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Steinbrücke ist die heutige Sahlbrücke bereits der vierte Havelübergang an dieser Stelle. Weltweit bekannt wurde sie vor allem während des Kalten Krieges. Sie markierte die Grenze zwischen Ost und West und war Schauplatz mehrerer spektakulärer Agentenaustausche.

Erst kürzlich wurde bekannt, dass Hollywood-Regisseur Steven Spielberg („Schindlers Liste“) dies zum Thema seines neuen Films mit Oscarpreisträger Tom Hanks („Forrest Gump“) in der Hauptrolle machen will. Ein Drehstart im Herbst, wie von Spielberg angeblich geplant, sei allerdings ehrgeizig, sagte Oberbürgermeister Jakobs am Montag. „Das geht erst, wenn wir hier mit der Sanierung fertig sind.“

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