Landeshauptstadt: Neuer Mann mit neuen Ideen
Polizei-Leiter Jörn Preuß will Sicherheitspartnerschaften und freiwillige Freundschaftsinsel-Wächter
Stand:
Der schwarze Kampfanzug an der Wand erinnert noch an seinen alten Job. Genauso wie der maskierte Elite-Polizist aus Plastik auf dem Regal im Büro von Jörn Preuß, dem neuen Leiter der Potsdamer Polizei-Führungsstelle. Nach Polizeichef Ralf Marschall ist der 44-Jährige nun der zweite Mann im Schutzbereich. Mitte September zog der ehemalige Leiter der Spezialeinheiten des Landeskriminalamtes (LKA) in Eiche an seinen Arbeitsplatz in der Henning-von-Tresckow-Straße. Sein Vorgänger Jörg Bartel arbeitet jetzt als Polizeichef im Landkreis Havelland.
Die rund 560 Polizisten in Potsdam und Potsdam-Mittelmark hören nun auf Preuß“ Kommando. Von der Haushalts- bis zur Einsatzplanung reicht sein neues Aufgabenrevier. Schon jetzt habe er ein paar Ideen, was künftig anders laufen soll, so Preuß. Er möchte „bestimmte Abläufe optimieren“. Doch noch sei nichts spruchreif – erst wolle er die Änderungen mit den Mitarbeitern besprechen und sich „anständig beraten lassen“.
Allerdings werde er auch an bestehende Schwerpunkte der Potsdamer Polizeiarbeit „anknüpfen“, so Preuß: An der „Bekämpfung des Rechtsextremismus“ will er „konsequent weiterarbeiten“ und dem Vandalismus in der Landeshauptstadt noch mehr vorbeugen. Er könne sich vorstellen, dass Polizei und Stadt künftig „Sicherheitspartnerschaften“ eingehen. „Freiwillige Inselwächter“ könnten beispielsweise helfen, die Freundschaftsinsel zu schützen. Denn das Gartendenkmal an der Langen Brücke einfach einzuzäunen, werde das Vandalismus-Problem nicht lösen, meint Preuß.
Kollegen im Schutzbereich Potsdam scheinen große Stücke auf Preuß zu halten: Er bringe frischen Wind rein, sagen manche. Dabei arbeitet der gebürtige Neuruppiner bereits seit 26 Jahren als Polizist, seit seiner Ausbildung 1980 an der Offiziersschule für Bereitschaftspolizei in Dresden. 2000 wurde er Leiter der LKA-Spezialeinheiten. Zu der von ihm geführten Abteilung V mit rund 185 Mitarbeitern gehörten auch das Spezialeinsatzkommando SEK, die Telefonüberwachung und die Zielfahndung, die weltweit operiert. Mit Polizisten aus Spanien, den USA, Italien, Russland und Polen hat Preuß bereits zusammengearbeitet, vor allem bei Wirtschaftsverbrechen. Aber auch Geiselnahmen und Entführungen waren Teil des beruflichen Alltags von Jörn Preuß. Zum Beispiel im April 2002: Drei Russlanddeutsche hatten im niedersächsischen Wrestedt eine Sparkasse überfallen, 244 000 Euro erbeutet und zwei Geiseln genommen. Über Mecklenburg und Brandenburg flohen sie nach Polen. Dort entkam die erste Geisel. Nach einer 1600 Kilometer langen Verfolgungsjagd konnte dann die zweite in der Ukraine befreit werden.
Dass ihm der neue Job in der Landeshauptstadt langweilig wird, glaubt Preuß nicht. Dazu sei dieser zu vielfältig. Er könne sich sogar „vorstellen, später mal als Polizeichef zu arbeiten“, so Preuß. Seinem Chef Marschall wolle er „den Platz aber nicht streitig machen“.
Juliane Wedemeyer
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: