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Landeshauptstadt: Neuer Stadtführer für Behinderte

Planwerk mit Faltkarten, Internet-Seiten und Audio-Informationen über das Handy erschienen

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Nach 14 Jahren hat Potsdam einen neuen Stadtführer für behinderte Menschen. Am Dienstag wurden die Einzelheiten des multimedialen Plankonzepts im Stadthaus vor 80 Gästen erstmals vorgestellt: Fünf Faltkarten verschiedener Bezirke von Potsdam gehören genauso dazu wie zwei Internet-Seiten und verschiedene per Handy abrufbare Informationen zum Hören. Denn ein Stadtführer für Behinderte – das wurde bei der Präsentation gestern deutlich – kann unmöglich nur aus Papier bestehen. So sei es für sehbehinderte oder blinde Menschen nicht zumutbar, bei einem Gang durch die Landeshauptstadt einen „Packen Papier“ mit Blindenschrift tragen zu müssen, erklärte Potsdams Behindertenbeauftragter Karsten Häschel ein zentrales Problem bei der Erstellung des Stadtführers.

Insofern und auch wegen der vorgegebenen Kostengrenze von 9500 Euro wirkt das neue Angebot an manchen Stellen noch wie ein Kompromiss. So können blinde Menschen für genau nur zwölf Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt eine Nummer per Handy anwählen und sich beispielsweise zum Nauener Tor eigens erstellte Informationen abrufen. Mehr nicht. „Gerade Sprachaufnahmen sind sehr teuer“, sagte Häschel dazu. Allerdings seien die Ansagen für blinde Menschen zusammen mit einer darauf spezialisierten Mitarbeiterin der Schlösserstiftung erarbeitet worden. Auch werden in dem Plan Nummern angeboten, um bei Bedarf Gebärdendolmetscher zu vermitteln.

Umfangreich ist der Faltplan für die Innenstadt von Potsdam ausgefallen. Mit der Farbe Gelb werden dabei alle Straßen gekennzeichnet, die für Rollstuhlfahrer geeignet sind. Ebenso sind die akustischen Ampeln aufgelistet – zwei Besonderheiten, die in den anderen Faltplänen für Gebiete wie Babelsberg aber fehlen. Überall allerdings finden sich Routen, die behinderte Menschen ohne Stufen und Steigungen absolvieren können und dabei an vielen Potsdamer Sehenswürdigkeiten vorbeikommen. „Wir wollen den Stadtführer regelmäßig, möglichst alle zwei bis drei Jahre aktualisieren“, sagte Häschel. Gegenüber den PNN gab er dafür nötige Kosten in Höhe von 5000 Euro für jede Neuauflage an. Von der ersten Edition gibt es nun 3000 Exemplare, die an Behinderte kostenlos ausgegeben werden.

Schon seit Jahren ist in Potsdam diskutiert worden, wie ein vernünftiges Kartenwerk für Behinderte aussehen könnte. Der frühere Behindertenbeauftragte der Stadtverwaltung, Helmut Erker, war unter anderem an dieser Aufgabe gescheitert. Häschel selbst sprach gestern von einer „bundesweit einmaligen“ Angelegenheit – und auch die meisten anwesenden Behinderte zeigten sich zufrieden, weil sie sich in die Arbeit an dem Stadtführer mit einbringen konnten. Gleichwohl gab es auch Verbesserungsbedarf: So wurde eine Sprachdatei gefordert, die blinde Menschen im Internet aufrufen können, um sich den Standort von akustischen Ampeln ansagen lassen zu können. HK

Im Internet:

www.potsdam.de/barrierefrei

www.potsdamtomis.mobi

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