Landeshauptstadt: Neuer Vorstoß zur Alten Post
Eine Kompromissvariante: Die Pro Potsdam schlägt einen Entwurf des Architekturbüros Bernd Redlich vor
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Innenstadt - Die Stadtholding Pro Potsdam unternimmt einen weiteren Versuch, das Grundstück der Alten Post am Platz der Einheit in Eigenregie zu bebauen. Nach mehreren gescheiterten Anläufen greift sie nun auf einen Entwurf des Potsdamer Architekturbüros Bernd Redlich zurück, dass dieses im Jahr 2009 in einen Workshop einbrachte. Das Gremium hatte die Aufgabe, Alternativen zu einem von der Pro Potsdam vorgelegten, aber allgemein abgelehnten Entwurf des Architekten Ingo Schürmann zu finden. Allerdings gefiel auch der von den Workshop-Mitgliedern favorisierte Alternativvorschlag – in der Potsdamer Öffentlichkeit als „Elefantenkäfig“ bekannt geworden – am Ende kaum jemandem.
„Es ist unsere letzte Chance, nicht mit einem Defizit aus dem Projekt rauszugehen“, erklärte Bert Nicke, stellvertretender Pro-Potsdam-Geschäftsführer, am Freitag vor Journalisten. Würde die Pro Potsdam GmbH die Originalfassade der Alten Post von Georg Christian Unger (1734-1799) selbst errichten, müsste die Stadttochter das Projekt „unterm Strich“ mit einem Verlust von 2,7 Millionen Euro abschließen, warnte Nicke. Die Gesamtinvestitionssumme für den Bau der dagegen als wirtschaftlich erachteten Redlich-Variante bezifferte Pro-Potsdam-Neubauchef Thomas Nolte mit „rund sechs Millionen Euro inklusive des Abrisses des Hauses des Reisens“ – ein in den 1960er Jahren errichtetes und 2009 abgerissenes Wohnhochhaus als Ersatzbau für die 1945 ausgebrannte Alte Post. Sollte der Redlich-Entwurf im Bauausschuss Gefallen finden, könne im Frühjahr 2014 Baubeginn sein. Nolte rechnet mit einer etwa 18-monatigen Bauzeit.
Allerdings hatte der Bauausschuss die Pro Potsdam GmbH erst in der Vorwoche erneut zur Rekonstruktion der Originalfassade verpflichtet. Nachdem die Stadtfraktionen über den erneuten Vorstoß einer modernen, historisierenden Variante unterrichtet wurden, verwies der Hauptausschuss das Projekt in den Bauausschuss zurück. Dieser wird somit im Februar über die Redlich-Variante beraten.
Mit dem Architektenpaar Ursula und Bernd Redlich versichert sich die Pro Potsdam der Mitarbeit von Architekten, die sich mit der Sanierung der Nikolaikirche einen Namen gemacht haben und die der Bürgerinitiative Mitteschön nahestehen. Bei der Umsetzung des Potsdamer Leitbautenkonzepts realisiert das Büro Redlich die Rekonstruktion der Fassade des Palazzo Pompei, Humboldtstraße 3.
Redlichs schlagen „ein modernes Zitat“ der Unger-Fassade vor – „mit klassischer Säulenordnung, wie beim Stadtschloss, korinthisch ausgelegt, mit Pilastern, Architrav, Gesims und Attikazone“, wie Bernd Redlich erläuterte. Die 1784 errichtete Ungersche Alte Post beinhaltete drei Etagen, Redlichs Entwurf enthält aus wirtschaftlichen Gründen fünf Etagen einschließlich Dachgeschoss. Während das Erdgeschoss relativ hoch ist und große Fenster erhalten soll, teilen sich die zweite und dritte Etage eine Fensterreihe (siehe Darstellung oben). Wert legte das Ehepaar Redlich auf die städtebauliche Gesamtanmutung; die Anschlüsse an die Nachbarhäuser seien beachtet worden – das Hauptgesims passe zum Nachbarhaus in der Yorck-, das Attikagesims zum anschließenden Gebäude in der Friedrich-Ebert-Straße. Klar sei aber, dass ihr Vorschlag „keine Eins-zu-eins-Kopie“ der Alten Post darstelle, wohl aber eine Erinnerung an sie biete, so Ursula Redlich.
Bei Errichtung der Originalfassade Ungers seien die Baukosten um zehn Prozent höher und die dahinter vermietbare Nutzfläche um ein Drittel geringer, so Pro-Potsdam-Vizechef Nicke. Die Kostenmiete müsste, um wirtschaftlich zu sein, 34 Euro pro Quadratmeter betragen. „Dafür finden Sie kaum einen Mieter“, erklärte Nicke. Für die preisgünstigere Redlich-Variante stehe dagegen ein Mieter bereit. „Ein Geldinstitut“, erklärte Nicke. Ab 1909 war die Alte Post durch die Deutsche Bank genutzt worden. Dafür hatte sie das Erdgeschoss bis auf Straßenniveau abgesenkt und das dritte Geschoss vergrößert (siehe Abbildung Mitte).
Im Auftrag der Stadtverordneten hatte die Stadtholding das Grundstück Friedrich-Ebert-Straße 115 mehrfach mit dem Ziel der Fassadenrekonstruktion ausgeschrieben, erst für 1,1 Millionen Euro, als Angebote ausblieben für 500 000 Euro. Nicke zufolge gebe es bis heute kein belastbares Angebot auf dem Markt. Das gelte auch für die Offerte des Arztes Daniel Panzer, da dieser Bedingungen an die Kaufpreiszahlung knüpfe. So wolle dieser den Kauf erst in zwei Jahren vollziehen, wenn er genug Mieter und eine Baugenehmigung habe. Nicke zufolge koste das brache, 2001 von der Stadt Potsdam gekaufte Grundstück die Pro Potsdam GmbH jährlich bis zu 40 000 Euro aufgrund der Kreditbelastung und der Sicherungspflicht. Panzer sei laut Nicke zudem noch gar nicht sicher, die von ihm benötigten 1500 Quadratmeter Nutzfläche hinter der Ungerfassade realisieren zu können.
Bernd Redlich nannte den von Panzer ins Spiel gebrachten Berliner Architekten York Stuhlemmer als „die Nummer eins in der Gegend für Rekonstruktionen“. Eine Rekonstruktionen der Postfassade wäre auch für die Redlichs „zu bevorzugen“. „Was wir vorlegen, ist die zweitbeste Lösung“, erklärte Redlich freimütig.
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