zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Neues Atelier für das fliegende Auge

Der Potsdamer Fotografenmeister Lutz Hannemann (62) hatte schon immer einen guten Überblick. Zu DDR-Zeiten konnte er sich den – wenn auch streng geheim – verschaffen, als er zusammen mit seinen Kollegen vom Zentralinstitut für Physik der Erde Luftbilder der Sowjets aus Satelliten auswerten durfte.

Stand:

Der Potsdamer Fotografenmeister Lutz Hannemann (62) hatte schon immer einen guten Überblick. Zu DDR-Zeiten konnte er sich den – wenn auch streng geheim – verschaffen, als er zusammen mit seinen Kollegen vom Zentralinstitut für Physik der Erde Luftbilder der Sowjets aus Satelliten auswerten durfte. Als er sich dann nach der Wende 1993 selbstständig machte, avancierte er zum bekanntesten Luftbildfotografen Brandenburgs, zum „fliegenden Auge“ der Mark. Bei Geschwindigkeiten von 130 bis 180 km/h, ausgehängten Fenstern oder Türen im Flieger oder Hubschrauber muss man dabei nicht nur schwindelfrei sein, sondern auch wetterfest. Denn oft wird der Fotograf bei höheren Windstärken heftig durchgerüttelt, auch wenn ihn bei waghalsigen Aufnahmen ein Gurt hält. Dass ihm Höhe nichts ausmacht, stellte Hannemann aber schon als Kind bei einer Dach-Kletterpartie fest.

Da es für Luftaufnahmen wetterbedingt höchstens 30 Flugtage im Jahr gibt und die Nachfrage zudem nachließ, hat sich Hannemann nun ein Standbein fest auf der Erde geschaffen. Gestern wurde sein neues Atelier in Babelsbergs Gartenstraße 42 eingeweiht, ein Industriegelände, dass sich gerade zu einem kleinen Medienzentrum mausert. Ausgestattet mit moderner Technik und einem gut sortierten Archiv will sich Hannemann auf 45 Quadratmetern vor allem der Porträt-, Akt- und Modefotografie widmen.

„Jetzt, wo mindestens jeder zweite über eine Digitalkamera verfügt, legen sich Bau und Industrie eigene Dokumentationen an“, meint der Fotografenmeister. Er hat sich deshalb noch einmal völlig neu orientiert und setzt auf Kunst und Können. Ein ganz spezielles Foto wird er allerdings nicht selber machen können. In den nächsten Tagen erwartet er die Geburt seines ersten Enkelchens in New York.dif

Transparenzhinweis: Am 15. April 2025 hat die Zeitung „Die Welt“ eine Recherche unter Berufung auf Akten des Stasi-Unterlagen-Archivs öffentlich gemacht, laut der Lutz Hannemann von 1976 bis 1989 als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) für die DDR-Staatssicherheit aktiv gewesen und privateste Details über seine damaligen Kollegen auf dem Telegrafenberg an die Stasi weitergetragen haben soll. Die Vorwürfe waren bei Entstehung dieses Textes nicht bekannt.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })