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Hochhaus statt Parkplatz: Kunden des Markt-Centers müssen künftig auf andere Stellflächen ausweichen. Das Grundstück soll verkauft werden, die Stadt sieht einen Sechsgeschosser als genehmigungsfähig an.

© Andreas Klaer

Von Peer Straube: Neues Hochhaus nahe der Havelbucht

Stadt will Parkplatz-Grundstück neben dem Markt-Center in der Breiten Straße verkaufen

Von Peer Straube

Stand:

Brandenburger Vorstadt - In Potsdam könnte an heikler Stelle ein neues Hochhaus gebaut werden. Die Stadt hat ein knapp 2500 Quadratmeter großes Baugrundstück an der Ecke Breite Straße/Schopenhauerstraße zum Verkauf ausgeschrieben – derzeit befindet sich darauf ein Parkplatz in direkter Nachbarschaft zum Markt-Center.

In den Ausschreibungsunterlagen, die den PNN vorliegen, hat die Stadtverwaltung verschiedene Varianten für eine Bebauung des Areals erstellt. Fazit: Maximal knapp 7500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche bei höchstens sechs Geschossen werden als „möglich“ eingestuft. Als Nutzungsoptionen geht man verwaltungsintern von einer Wohnbebauung, etwa für Studenten, „nicht störendem Gewerbe“ und Einzelhandel im Erdgeschoss bis zu einer Fläche von 300 Quadratmetern aus. Als „am realistischsten“ wird eine Bruttogeschossfläche von 5000 Quadratmetern eingeschätzt. Die Vorschläge reichen von einem einzelnen Baukörper mit mandelförmigem Grundriss bis zu zwei oder drei Einzelgebäuden auf der Fläche. „Weitere mögliche Verdichtungspotenziale“ heißt es weiter, müssten in der „weiteren projektbezogenen Konkretisierungsphase ausgelotet“ werden.

Allerdings könnte die Sache aus rechtlicher Sicht einen Haken haben. Da es für das Areal keinen Bebauungsplan gibt, greift für Neubauvorhaben an dieser Stelle Paragraf 34 des Baugesetzbuches. Danach ist alles genehmigungsfähig, was sich „nach Art und Maß der baulichen Nutzung ... in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt“. An jeder anderen Ecke der Kreuzung steht ein 17-geschossiges Hochhaus aus DDR-Zeiten, hinzu kommt der acht Stockwerke hohe Plattenbauriegel von Semmelhaack auf der anderen Seite des Markt-Centers. Rein theoretisch also könnte man einem potenziellen Investor den Bau eines vierten Hochhauses kaum verwehren – und das in Nachbarschaft zur Havelbucht und zur Moschee.

Die bündnisgrüne Stadtverordnete Saskia Hüneke, Mitglied des einflussreichen Bauausschusses, bleibt gelassen. Die Stadt habe alle Möglichkeiten, Baumassen und Gebäudehöhen im Kaufvertrag mit einem Investor verbindlich festzuschreiben und Paragraf 34 damit auszuhebeln, sagte sie den PNN.

Probleme mit einem oder mehreren Gebäuden an dieser Stelle habe sie nicht, so Hüneke. „Eine ordentliche Straßenkante an dieser Stelle wäre sehr passend.“ Auf dem Areal Studentenwohnungen zu bauen, sei „eigentlich klasse“, erklärte Hüneke. Allerdings müsse man bei Neubauvorhaben in Potsdam „immer aufpassen“. Wichtig sei, eine „hohe architektonische Qualität“. Ein Bauherr könne dort beweisen, dass moderne Architektur nicht anspruchslos sein muss.

Am gestrigen Freitag endete die Ausschreibung. Eine potenzielle Hürde gibt es aber noch: Bevor das Grundstück den Besitzer wechselt, muss die Stadt allerdings noch die öffentlichen Parkplatzflächen entwidmen. Da die Stellplätze von vielen Anwohnern gern für den Einkaufsbummel im Markt-Center genutzt werden, dürfte dies kaum ohne Proteste abgehen. Die weiteren Teile des Areals bestehen aus Grünflächen und betonierten Freiflächen. Über das Grundstück verlaufen laut Exposé Haupttrassen für Strom, Trinkwasser und Fernwärme, die für eine Bebauung umverlegt werden müssen. Interessenten sind von der Stadt aufgefordert, mit dem Kaufgebot ein Nutzungs- und Finanzierungskonzept vorzulegen.

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