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Ort der Trauerarbeit. Mitarbeiter des Grünflächenamtes und der städtischen Friedhofsverwaltung haben auf dem Neuen Friedhof ein Grabfeld für verstorbene Kinder errichtet. Geschwisterkinder können auf einer Schildkröte aus Holz reiten.

© Guido Berg

Landeshauptstadt: Neues vom Neuen Friedhof

Liebevoll gestaltetes Grabfeld für Kleinkinder und Föten / Beerdigungsangebote für Muslime und Juden

Stand:

Teltower Vorstadt - Die städtische Friedhofsverwaltung stellt sich neuen Bedürfnissen. Auf dem Neuen Friedhof entstand ein besonders gestaltetes Grabfeld für verstorbene Kinder bis zu einem Alter von etwa fünf Jahren, aber auch für totgeborene Kinder und für tote Föten unter 1000 Gramm Gewicht, für die gesetzlich eigentlich keine Beerdigung vorgeschrieben ist. Zudem werden und wurden auch für Angehörige nichtchristlicher Religionen Möglichkeiten der Beerdigung auf dem Neuen Friedhof geschaffen.

Bereits 2009 hatte die Mutter eine Mannes muslimischen Glaubens Gunther Butzmann, Bereichsleiter Friedhöfe der Stadt Potsdam, um eine Beerdigung ihres Sohnes nach muslimischen Regeln gebeten. Butzmann zeigte sich unkompliziert und aufgeschlossen, wie er am Donnerstag gegenüber der Sozialbeigeordneten Elona Müller-Preinesberger und der Vorsitzenden des Migrantenbeirates Hala Kindelberger erklärte, die den Neuen Friedhof besuchten. Da das Grab gemäß muslimischer Regeln Richtung Mekka, also nach Osten, ausgerichtet sein muss, „habe ich als passionierter Segler meinen Kompass mitgebracht und das Grab eingenordet“. Entstanden ist ein Grabfeld, auf dem Muslime nach eigenen Regeln die letzte Ruhe finden können. Eine Beerdigung von Toten, die lediglich in Leinentüchern eingehüllt sind, lässt das Landesgesetz zu. Hala Kindelberger findet die Neuerung auf dem Neuen Friedhof „sehr schön“. Trauer verbinde alle Menschen, in ihren Gefühlen seien alle Menschen gleich.

Butzmann und der städtische Koordinator für die jüdischen Gemeinden Potsdams, Gerhard Meck, wollen auch ein Grabfeld für Potsdamer jüdischen Glaubens schaffen. Dabei gilt es laut Meck, Besonderheiten zu beachten. Gemäß jüdischer Vorschriften dürfen Juden nur in „reiner Erde“ bestattet werden und die Ewigkeit der Grabstelle müsse gewährleistet sein. Jüdische Grabstellen werden nicht, wie im Christentum möglich, nach 25 Jahren für eine neue Beerdigung freigemacht. Daher muss das jüdische Grabfeld auch relativ groß sein. Gefunden wurde eine 7300 Quadratmeter große Fläche an der Grenze zwischen Friedhof und Wissenschaftspark, auf der bislang keine Beerdigungen stattfanden. Meck erklärte, er sei mit den jüdischen Gemeinden Potsdams in konstruktiven Gesprächen. Das Angebot für jüdische Potsdamer sei keine Konkurrenz für den Jüdischen Friedhof am Pfingstberg. Dort gebe es nur noch 90 freie Einzelgräber; die Erweiterungsmöglichkeiten seien stark begrenzt. Meck hofft, dass das jüdische Grabfeld auf dem Neuen Friedhof, für das noch eine Änderung der Friedhofssatzung durch die Stadtverordneten notwendig ist, ab Frühjahr 2013 als Angebot für Potsdamer jüdischen Glaubens zur Verfügung steht.

Bereits bereit steht ein liebevoll gestaltetes, 700 Quadratmeter großes Grabfeld für verstorbene Kinder. Auf der bisherigen Kindergrabstelle hätten die Hinterbliebenen „etwas verloren dagestanden“, sagte Butzmann. Geschaffen wurde eine neue Anlage in Form eines Sterns. Das Besondere: Mitarbeiter der Gesellschaft für berufliche Aus- und Weiterbildung Fahrland schufen aus dem Holz gefällter Friedhofsbäume diverse Tierfiguren. So auch eine Schildkröte, auf das sich hinterbliebene Geschwisterkinder setzen können. Für trauernde Eltern stehen Bänke und ein Picknik-Tisch bereit. Betonelemente werden Butzmann zufolge mit Kreidekästen ausgestattet und können bemalt werden. Die bunte Gestaltung der Kindergräber etwa mit Spielzeug ist ausdrücklich erlaubt. Etwa zwei Kinderbeisetzungen verzeichne der Neue Friedhof pro Jahr.

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