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Landeshauptstadt: Neun für 6000

17 Kandidaten aus zehn Nationen stellen sich der Wahl zum Ausländerbeirat

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Potsdam zeigt Farbe: Die 17 Kandidaten, die sich am 28. September um ein Mandat im Ausländerbeirat bewerben, stammen aus zehn verschiedenen Nationen. Die meisten von ihnen haben aber inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit. Im Unterschied zu ihren Wählern: die müssen nämlich einen ausländischen Pass haben, mindestens seit drei Monaten in Deutschland leben und das 18. Lebensjahr erreicht haben.

Es gebe über 6000 ausländische Mitbürger, knapp 5000 seien wahlberechtigt, schätzte Maja Hildebrandt, Sachbearbeiterin in der Geschäftsstelle des Ausländerbeirates. Die genaue Zahl wisse man erst, wenn die Briefe an die Wählerschaft verschickt seien. „In jedem Fall wünschen wir uns aber mehr Wahlbeteiligung als beim letzten Mal“, sagte Hala Kindelberger, seit 2005 Vorsitzende des neunköpfigen Ausländerbeirats. An der Wahl beteiligt hätten sich damals knapp 16 Prozent. Sie wünsche sich jetzt mindestens 20, sagte Hala Kindelberger. Die Kandidaten träten jetzt deshalb auch ähnlich wie die Kommunalpolitiker in ihren Wahlkampf ein. Auf insgesamt vier Veranstaltungen – die erste wird am 7. September beim Stadtteilfest am Stern sein – werden die Bewerber für ihre Anliegen werben, aber auch mit den Asylbewerbern und Migranten ins Gespräch kommen.

Die meisten kennen die Probleme aus ihren eigenen Erfahrungen. So will sich die gebürtige Iranerin Mithra Robert dafür einsetzen, dass auch Asylbewerberkinder Krippe und Kindergarten besuchen können. Ein entsprechendes Platzangebot gelte es zu erringen. Philologin Olga Schummel aus Weißrussland kritisierte, dass viele im Ausland erworbenen Abschlüsse und Qualifikationen in Deutschland nicht anerkannt würden. Das führe häufig zu Arbeitslosigkeit und damit auch zu Unzufriedenheit. Die Arbeitswelt sei ein wichtiger Bestandteil von Integration, sagte Olga Schummel. Er verlange mehr als Toleranz, sagte Ntarh Gad Atem aus Kamerun und Mitglied der etwa 40-köpfigen Göttlichen Pfingstgemeinde am Schlaatz. Seine Art der Gottesanbetung habe schon häufig zu Missverständnissen und auch Ärger mit der Nachbarschaft geführt, erzählte Atem, der seit acht Jahren in Deutschland und zurzeit im Asylbewerberheim am Lerchensteig lebt. Er wünsche sich Akzeptanz für seine Religion. Nur das schaffe das nötige Miteinander. Ebenso setze er sich dafür ein, dass auch Asylbewerber nicht im Heim, sondern in einer eigenen Wohnung leben können. Dem pflichtete ihm Ngo Lien bei, die als Dolmetscherin mit Vertragsarbeitern aus Vietnam in die DDR kam. Damals habe sie mit den Arbeitern zusammen auch in einem Heim gewohnt und es immer bedauert, keinen Kontakt zu den Einheimischen zu haben. Uwe Fröhlich, einer von vier gebürtigen deutschen Beiratskandidaten, liegt das Asylbewerberheim „viel zu weit draußen“; außerdem in Nachbarschaft zu geruchsintensiver Klär- und Kompostieranlage. Dafür müsse eine Alternative gefunden werden, so seine Forderung. Fröhlich, der in der Schlussredaktion des Potsdamer Integrationskonzepts saß, sagte außerdem, man dürfe sich auf dem Papier nicht ausruhen. Fröhlich: „Die Umsetzung des Konzepts muss jetzt – auch vom Ausländerbeirat – kritisch begleitet werden.“

Nicola Klusemann

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