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Landeshauptstadt: Neun Thesen an die Stadtregierung

Bürgerinitiative gegen Umgehungsstraße über den Templiner See plant am Reformationstag Thesenanschlag ans Stadthaus

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Bürgerinitiative gegen Umgehungsstraße über den Templiner See plant am Reformationstag Thesenanschlag ans Stadthaus Von Günter Schenke Den Reformationstag will die Initiative „Bürger für Verkehrsberuhigung in Potsdam-West“ für eine spektakuläre Aktion nutzen: Um zehn Uhr wollen die Akteure, in historische Kostüme gekleidet, vor dem Rathaus erscheinen, um – wie Martin Luther im Jahre 1515 – ihre Meinung in Form von Thesen kund zu tun und diese an die Rathaustür „anschlagen“. Zwar nicht 95 Thesen sind es wie bei Luther, sondern nur neun, es geht auch nicht um Ablasshandel wie beim Reformator, sondern um einen anderen „Irrweg“: Die Hoffung der Verkehrsplaner, mit einer Umgehungsstraße über den Templiner See eine Verkehrsentlastung zu erzielen. „Wir haben bereits einen offenen Brief an die Stadtverordneten geschrieben, den wir auch den neuen Stadtverordneten zukommen lassen werden“, sagt Thomas Becker, einer der Sprecher der Initiative. Bevor der motorisierte Verkehr sich über eine neu zu bauende Brücke über den Templiner See ergießen kann, muss er am Neuen Palais vorbei, muss er die Amundsen- und die Forststraße passieren. „Stadtregierung verlasst diesen Irrweg! Euer Plan schadet Potsdam und den Menschen“, lautet das Fazit der neun Thesen. Und der Titel des offenen Briefes an die Stadtverordnetenversammlung heißt: „Netzverknüpfung bedroht Weltkulturerbe“. Besonders die Bewohner am äußersten Rand in Potsdam West, also in der Forststraße selbst und Im Bogen, fürchten eine erhebliche Mehrbelastung. Die neue Verkehrsstraße locke zusätzlich ungeahnten Fern- und Transit-Lkw-Verkehr an. Besonders wegen der bevorstehenden Autobahn-Maut sei der Umfang dieser Belastung nicht kalkulierbar, es dürfe jedoch von einer erheblichen Erhöhung auszugehen sein. Pikant: Betroffen wäre von der Mehrbelastung in gewissem Umfang auch Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe, der Im Bogen wohnt. Es gibt bereits konkrete Pläne, die so genannte Netzverknüpfung der Bundesstraßen B1 und B2 entlang des Bahndammes über den Templiner See vorzunehmen. Die Überbrückung des Sees will der Bund finanzieren. Die Initiative führt ins Feld, dass entlang der Straßenzüge Forststraße, Amundsenstraße und Am Neuen Palais etwa tausend Menschen leben und zwar fast ausschließlich in Reihen- und Einzelhäusern. In den letzten Jahren ist die Verkehrsdichte in dem betreffenden Gebiet ohnehin erheblich angewachsen. Nach städtischen Angaben nehmen am Tag 5000 bis 8000 Kraftfahrzeuge diesen Weg. Die Initiative schätzt, dass es durch den Ausbau zu einer deutlichen Vermehrung des Aufkommens kommt. 10000 bis 13000 Fahrzeuge pro Tag sollen es laut der Prognose sein. Im offenen Brief an die Stadtverordneten heißt es: „Eine solche Verkehrspolitik steht nicht im Dienste der Bürgerinnen und Bürger und ist einer Landeshauptstadt nicht würdig. Im Ergebnis richtet sie sich gegen die Menschen dieser Stadt Statt eines Ausbaues fordern wir daher Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung wie Tonnage- und Geschwindigkeitsbegrenzungen“

Günter Schenke

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