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Facebook-Freund. Bühl fand Trainer Ruben Wolochin im Internet.

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Sport: Newcomer mit einem Plan

TV Bühl wächst in der kriselnden Volleyballliga

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Berlin - Georgios Vlachojannis hat ein Motto: „Wer sich keine Ziele setzt, der erreicht nichts im Leben.“ So war es, als er vor zehn Jahren Abteilungsleiter beim Volleyball-Oberligisten TV Bühl wurde, den er bis in den Europapokal führte und ins Bundesliga-Halbfinale. Auch dort, im zweiten Spiel der „Best-of-three“-Serie gegen die BR Volleys, hat Vlachojannis Ziele. „Wir werden uns besser verkaufen als in Berlin“, verspricht er. Da hatten die Schwarzwälder in nur 65 Minuten 0:3 verloren. Das soll beim Heimspiel besser laufen in der Großsporthalle Bühl (20 Uhr), um nicht schon am Sonntag in Berlin gegen das Ausscheiden zu spielen.

Seine Ziele erreicht Vlachojannis meist. So war das, als der Hesse mit griechischen Wurzeln in die 30 000-Einwohner-Stadt im Schwarzwald kam und Abteilungsleiter der Bühler Volleyballer wurde. Die waren gerade in die vierte Liga abgestiegen und spielten vor 50 Zuschauern. Vlachojannis bestand auf ehrgeizigen Fünfjahresplänen, die vorzeitig erreicht wurden: Aufstieg in die Zweite Liga nach zwei, in die Bundesliga nach drei, Teilnahme am Europapokal nach vier Jahren. „Unser neuer Fünfjahresplan lautet, entweder das Pokalfinale und das Endspiel um die Meisterschaft zu erreichen“, sagt Vlachojannis.

Ein Ehrgeiz, der Kaweh Niroomand imponiert. „Bühl ist ein Positivbeispiel, wie man Volleyball etablieren kann, ein Newcomer und Hoffnungsträger“, sagt der Volleys-Manager. Eine Ausnahmeerscheinung in der kriselnden Bundesliga, in der drei Klubs vor dem Aus stehen. Wie haben die Bühler das geschafft?

„Die Leute identifizieren sich mit uns über die familiäre Schiene“, erklärt Vlachojannis. Im Hauptjob leitet der 52-Jährige, einst Oberliga-Zuspieler, eine Firma mit 180 Mitarbeitern. Bühls Spieler lässt er regelmäßig Schul- und Betriebssportmannschaften trainieren. Für die 80 Geldgeber, darunter ein Uhrenhersteller als Namens- und Autozulieferer als Trikotsponsor, veranstaltete er vergangene Woche ein Turnier. Für die Fans soll es nach Saisonende einen Bierwagen mit Musik und signierten Volleybällen geben. „Wir wollen das Feeling aus unserer Halle auf die Straße bringen“, sagt Vlachojannis. Künftig will Bühl Leute in der ganzen Region ansprechen. Ab der kommenden Saison steht nicht mehr nur „Bühl ist Volleyball“ auf der Spielkleidung, sondern auch „Made in Baden“.

Selbst bis Argentinien reicht der Ruf Bühls. Den aktuellen Trainer, Ruben Wolochin, kontaktierte Vlachojannis über Facebook als er sah, dass sich der heute 43-Jährige nach seinem letzten Job in Finnland eine Auszeit gönnte. Der Argentinier kam, obwohl er die ersten zwei Monate ohne Gehalt arbeitete.

Doch der Aufstieg der Bühler hat auch Grenzen. „Vereine wie Berlin oder Friedrichshafen schwimmen mit ihren Sponsoren finanziell auf einer ganz anderen Welle“, sagt Vlachojannis, auf Dauer konkurrieren könne man sportlich daher nicht mit ihnen. „Wir sind eher ein Beispiel, wie man eine Kleinstadt mit einem tollen Event beleben und prägen kann.“ Die 1700 Zuschauer fassende Halle ist oft ausverkauft.

Niroomand hätte es gerne aber noch größer. „Um weiter zu wachsen, bräuchten sie eine größere Halle“, sagt der Volleys-Manager, der gerne sähe, dass die ganze Liga weiter wächst in der öffentlichen Wahrnehmung. Das geht Vlachojannis aber zu schnell. „Wir müssen erstmal sehen, dass wir im Volleyball alle unsere Hallen mit zahlenden Zuschauern füllen“, sagt er. In Bühl gibt es eben auch Grenzen, nicht nur weil die Decke niedriger hängt als in anderen Volleyballhallen. Die Stadt hat die Großsporthalle für die örtliche Realschule gebaut. Dominik Bardow

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