Links und rechts der Langen Brücke: Nicht abbremsen
Jan Brunzlow zur Diskussion über Schulsanierungen und das Scheingefecht der Investitionshöhe – denn die ändert sich noch zehn Mal
Stand:
Ist die Verwaltung mit ihrer Definition der Sanierung in der neuen Zeit angekommen? In dieser Woche haben sich die Stadtverordneten trefflich gestritten, ein Thema war die Sanierung der Potsdamer Bildungseinrichtungen mit allem was dazu gehört. Kitas, Schulen, Sporthallen, Aulen. Das ganze Paket. Viel Geld wird derzeit in die Standorte investiert, nach vielen Jahren des Wartens kann es nur heißen: Na endlich. Bis 2013 soll die Sanierung der Schulen abgeschlossen sein, haben die Stadtverordneten einst beschlossen. Dies kann die Stadt nicht schaffen, selbst wenn sie in dieser Woche versucht hat, es so darzustellen. Der „Sanierungsrückstau aus der Priorität I“ wird abgebaut sein, sagt Kämmerer Burkhard Exner. Und Oberbürgermeister Jann Jakobs (beide SPD) erklärte, „der nutzungsfähige Zustand ist das Entscheidende“. Wenn das die Maxime sind, schießt die Stadt mit ihrem riesigen Investitionsprogramm gerade übers eigene Ziel hinaus. Immerhin sind und werden im Zeitraum von 2007 bis 2013 etwa 172 Millionen Euro in die Bildungsinfrastruktur investiert. Doch wann ist eine Schule tatsächlich saniert? Die Fassaden zu erneuern und winddichte Fenster einzubauen reicht nicht aus. Sanieren heißt, durch Renovieren und Modernisieren den neuen Lebensverhältnissen anpassen. Das versteht zumindest der Duden, die Bibel der deutschen Sprache, unter dem Begriff sanieren. Die Sanierung einer Schule ist somit erst beendet, wenn alle Schüler in einem modernen Umfeld lernen können. Dazu gehört auch, dass der Platz ausreicht, um die eigenen Schulkonzepte und Lernangebote umsetzen zu können. In allen Schulen und Kitas. Davon ist die Stadt noch weit entfernt.
Es ist allerdings ein Lob wert, dass in den letzten fünf Jahren so viel saniert worden ist wie in den 15 Jahren davor nicht. Aber die Bemühungen sollten nicht auf halbem Weg gebremst werden – und so manch sanierte Fassade darf nicht über den inneren Zustand des Schulgebäudes hinwegtäuschen. Die Diskussion, ob für eine moderne Bildungsinfrastruktur nach heutigem Stand ab dem Jahr 2013 nun 80 Millionen, 100 Millionen oder 150 Millionen Euro investiert werden müssen, ist ein Scheingefecht. Denn die Beträge werden sich noch zehn Mal ändern. Wichtig ist vielmehr, den Bedarf zu erkennen – und das Wort Sanierung als Ganzes zu verstehen.
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