Landeshauptstadt: Nicht die feine Art
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ATLAS Von Michael Erbach Auch wenn Brigitte Reiß vielleicht Anstoß erregte, wenn es wegen ihr Unmut gab, sie mit ihren Fragen und der Art der Fragestellung manchmal auch für Belustigung sorgte, sie ein Störfaktor war und ein unsicherer Kandidat bei den Abstimmungen – die Art und Weise, wie die 53-Jährige von der SPD abserviert wurde, ist nicht die feine Art. Denn ihr Ortsverein hatte sie – trotzt des Drucks vom Kreisvorsitzenden Rainer Speer – als Kandidat nominiert, freilich nicht auf den vordersten Listenplätzen. Doch bei der Kommunalwahl kann es sehr schnell passieren, dass ein Kandidat, der ganz weit hinten steht, dennoch ins Stadtparlament einzieht. Bei dieser Wahl geht es nämlich ganz vornehmlich um Personen, Persönlichkeiten. Und um ganz sicher zu gehen, dass Reiß nicht zum dritten Mal ins Stadtparlament einzieht, wurde sie wenige Tage vor dem Wahlparteitag vom Unterbezirksvorstand einfach von der Liste gestrichen. Ohne Brigitte Reiß wird die Fraktion der Potsdamer Sozialdemokraten wieder ein Stück linientreuer, ausrechenbarer, auch langweiliger. Als Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses hatte sie ein verantwortungsvolles Amt, das sie – ohne Blick auf das Parteibuch – ausfüllte. Und damit unweigerlich unbequem wurde. Möglicherweise gab es tatsächlich gute Gründe für die SPD, sie nicht mehr zu wollen. Aber man hätte es ihr ins anders beibringen können. So einen Rausschmiss hat sie nicht verdient.
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